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„Ich wollte einfach mehr wissen“

In erster Linie sei er neugierig, antwortet Frank Soyck auf die Frage, warum er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut elenia der Technischen Universität Braunschweig arbeitet. Neugierig, und er wolle nach Lösungen suchen, die die Energiewende vorantreiben. Die Energiewende hat es Frank Soyck angetan. Seit er das Haus seiner Schwiegereltern energetisch umgerüstet hat, ist er dem Thema verfallen. Damals arbeitete er noch bei einem europaweit tätigen Unternehmen im Transportbereich, verkaufte Züge. Weil er aber mehr über Erneuerbare Energien wissen wollte, beschloss er, berufsbegleitend Energiesystemtechnik an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel zu studieren – neben seiner Arbeit und mit Familie. Nach dem Studium folgte dann die wissenschaftliche Mitarbeit. Erst an der Ostfalia im Bereich Lehre, jetzt an der TU Braunschweig im Bereich Forschung. Dass er dafür seinen Festvertrag aufgegeben hat, nimmt er gerne in Kauf.

Für ihn ist Forschung gesellschaftlich relevant. Lösungen zu suchen für eine bessere Welt, auch wenn er nur etwas im Kleinen beitragen kann. In seinem Arbeitsbereich hat Frank Soyck emil vorangetrieben – hat ihm sozusagen beim Erwachsenwerden zugeschaut. Mit der Vorstellung des zweiten emil-Projekts, emilia, hat er diese Aufgabe an seinen Kollegen weitergegeben. Er selbst steht in den Startlöchern für ein neues Projekt: seiner Dissertation über „Energiewirtschaftliche Integration von Photovoltaik-Speichersystemen für den Eigenbedarf unter Einsatz innovativer Messsysteme“ – oder kurz „PV-Speicherzähler“.

Ihn beschäftigt die Frage, was mit der Sonnenenergie passiert, wenn tagsüber die Sonne scheint, der Besitzer einer Photovoltaik-Anlage aber zu Hause keine Energie verbraucht, weil er arbeitet. Diese Energie muss zwischengespeichert werden, damit sie abends beim Kochen, Waschen, Fernsehen wieder zur Verfügung steht. Da dies aber ziemlich teuer ist und mehr Energie gespeichert als verbraucht werden kann, gibt es die Überlegung, die Photovoltaik-Anlage auch für andere Beteiligte nutzbar zu machen. Die dürften sich dann zum Beispiel zu einer bestimmten Zeit (tagsüber) eine bestimmte Menge Solarstrom aus der Anlage nehmen, abends ist der Energiespeicher den Besitzern vorbehalten. Um sicher zu gehen, dass der Nutzer nicht mehr Strom nimmt als die Menge, für die er gezahlt hat, und auch um die Bezahlung fair zu gestalten, soll ein Messzähler in den Speicher eingebaut werden. Das wird kompliziert, wenn mehrere Nutzer, darunter auch Gewerbetreibende, auf einen privaten Energiespeicher zugreifen. Wenn organisiert werden muss, wer zu welcher Zeit die vorher festgelegte Menge Strom entnimmt. Wenn sichergestellt werden muss, dass niemand Strom in den Speicher einspeist und ihn später als Solarstrom verkauft. Frank Soyck kann das weit besser erklären als ich es hier wiedergebe.

Deshalb kann man ihn auch bei der European Researchers´ Night (ERN) am Freitag, 26. September, treffen und „ausleihen“. In der Stadtbibliothek dürfen ihn interessierte Besucher – ähnlich wie ein Buch – für eine bestimmte Zeit mitnehmen und mit Fragen zu seinen Forschungsthemen emil und dem PV-Speicherzähler löchern. Für Frank Soyck ist die „Lebende Bibliothek“ eine hervorragende Möglichkeit, der Öffentlichkeit von seiner Arbeit zu erzählen. In Braunschweig sei das Interesse an Wissenschaft sowieso groß, das Reizvolle an der ERN sei aber, dass hier auch Menschen zufällig vorbeikommen, sagt er. Er hoffe darauf, mit vielen Bürgern ins Gespräch zu kommen und sie bestenfalls von der Energiewende begeistern zu können. Zumindest will er ihnen aber erklären, warum das viele Geld, das in Wissenschaft gesteckt wird, gut angelegt ist. Im Gespräch merke ich deutlich: Als Wissenschaftler ist Frank Soyck der gesellschaftliche Fortschritt mindestens genauso wichtig wie es ihm ist, seine eigene Neugier zu stillen. Deshalb engagiert er sich auch bei der ERN, nicht nur als lebendes Ausleihmedium in der Stadtbibliothek, auch beim Elevator-Pitch, der in den Schloss-Arkaden ein Rolltreppen-Pitch ist, macht er mit. Hierbei erklärt er einem Gast während einer Rolltreppenfahrt, also in wenigen Sekunden, das emil-Projekt.

Die European Researchers´ Night ist eine europaweite Nacht der Forschung, seit 2005 wird sie jedes Jahr am letzten Freitag im September veranstaltet. Im Fokus stehen in diesem Jahr die Forscherinnen und Forscher. 2014 findet die ERN gleichzeitig in rund 300 Städten in 24 Ländern statt. Braunschweig ist mit einem vollgepackten Programm als einzige Stadt Deutschlands dabei.

Zum Ende des Gesprächs will ich noch wissen, ob denn die Stadtwette gewonnen wird. Braunschweig wettet, dass am 26. September um 18.00 Uhr mindestens 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Schlossplatz stehen. Seine Antwort fällt deutlich aus: ein klares „Ja! Als Region mit so vielen Forschungsinstitutionen sollte das kein Problem sein“. Dem schließe ich mich an, gebe meinen Tipp beim Gewinnspiel ab und drücke die Daumen für Braunschweig.

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