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Schätze aus der Löwenstadt

Anette Pörtner von Wi-La-No und Magdalena Pajonk von Orangewood sind Braunschweiger Etsy-Händlerinnen.

Ob Dekoration oder Schreibwaren, Kleidung oder Fanartikel – auf Etsy ist eigentlich alles zu finden. Internationale Handwerker:innen, Kreativschaffende und Designer:innen, bieten hier ihre Waren an und laden zum digitalen Stöbern ein. Auch ich habe hier bereits so manchen Schatz gefunden. Umso mehr freut es mich, dass einige der Etsy-Händler:innen direkt aus der Löwenstadt kommen und ich regionale Anbieter:innen unterstützen kann. Zwei dieser Braunschweiger Etsy-Händlerinnen habe ich getroffen.

Gestreift und farbenfroh

Anette Pörtner stammt zwar ursprünglich aus Hannover, hat aber an der Hochschule Bildende Künste (HBK) Industrial Design studiert und wohnt seitdem in Braunschweig. Eigene Produkte zu designen und produzieren war dabei immer ihr Traum. „Die Idee für meinen Wandkalender kam mir vor ungefähr zehn Jahren“, erinnert die Designerin sich. Anfangs habe sie ihn auf der deutschen Plattform DaWanda verkauft, seit circa 2013 ist sie nun unter dem Shopnamen „Wi-La-No“ auf Etsy vertreten und versendet ihre Kalender weltweit.

Wi-La-No, das steht für „wie lange noch?“. Eine Frage, die Anette Pörtners Kinder ihr gerne und oft gestellt haben. Und genau diese Frage war es, die den ersten Wi-La-No Kalender in seinem bunten Regenbogendesign inspirierte. Da ist es kein Wunder, dass diese Frage auch der Name der Marke werden sollte. „Zum Glück war die Domain ‚Wie lange noch“ bereits vergeben“, erzählt mir Anette Pörtner lachend. „Hätte es die noch gegeben, wäre ich vermutlich nie darauf gekommen, die Frage abzukürzen. Im Nachhinein ist das viel eingängiger und individueller.“

Mittlerweile gibt es den Kalender in unterschiedlichen Farbtönen und auch eine Sonderanfertigung für Unternehmen im entsprechenden Corporate Design bietet Anette Pörtner an. Außerdem sind weitere Produkte wie Postkarten, Messlatten und Kaffeebecher hinzugekommen. Alles aber nach wie vor gestreift und farbenfroh – etwas anderes könne sie nach eigener Aussage nicht.

Alles aus Holz

Magdalena Pajonks betreibt ihren Etsy-Handel Orangewood gemeinsam mit ihrem Partner. das erste Produkt war ein erhöhtes Schneidebrett.
Magdalena Pajonk betreibt ihren Etsy-Handel Orangewood gemeinsam mit ihrem Partner. Das erste Produkt war ein erhöhtes Schneidebrett. Foto: BSM

Auch die studierte Produktdesignerin Magdalena Pajonk bietet auf Etsy in ihrem Shop Orangewood ihre selbstentworfenen Holzarbeiten an. Gemeinsam mit ihrem Partner Jens – seines Zeichens Tischler und Drechsler – hat sie die Industriedesignfirma Formherr gegründet. „Wir hatten dann aber schnell den Drang, auch komplett eigene Produkte anzubieten“, erinnert sich die Designerin. Durch die eigene Tischlerei war die Arbeit mit Holz für diese eigenen Produkte naheliegend. Das erste Projekt: Ein erhöhtes Schneidebrett. „Der Grundgedanke war, sich beim Schneiden nicht bücken zu müssen“, erklärt mir Magdalena Pajonk, „aber das Brett hat auch andere Nutzen. Man kann zum Beispiel Schüsseln direkt darunter abstellen und so Platz auf der Arbeitsfläche sparen.“

Auch das Sortiment von Orangewood ist seit dieser ersten Idee gewachsen. Neben den Schneidebrettern und anderen Küchenhilfen finden sich in ihrem Onlineshop auf Etsy mittlerweile Dekorationsartikel, Möbel und Spielzeugschiffe für Kinder.

Obwohl die Firma Orangewood in erster Linie ein Herzensprojekt und nicht das hauptsächliche Standbein ist, hat es Magdalena Pajonk und ihrem Partner in den letzten zwei Jahren sehr geholfen: „Durch die Pandemie haben viele Leute mehr online bestellt. Insbesondere in der Weihnachtsphase war Orangewood da tatsächlich zeitweise unsere Haupteinnahmequelle. Da war es sehr gut, dass wir das hatten.“

Ein zweischneidiges Schwert

Anette Pörtner erinnert sich noch gut, wie sie Selbstständige in ihrem Studium bewundert hat. Trotzdem wollte sie es eigentlich nicht selbst versuchen: „Ich war mir sicher, dass ich das niemals mache, zu groß mein Respekt vor dem Risiko.“ Als damals noch junge Mutter fand sie aber keine Teilzeitstelle als Industriedesignerin und so habe sie sich eben doch irgendwann selbstständig gemacht. „Das Beste daran ist definitiv die Freiheit“, findet die Wi-La-No-Gründerin. „Ich kann selbst entscheiden, wie ich mir meine Zeit einteilen möchte und muss mich mit niemandem absprechen. So kann ich zum Beispiel unter der Woche entscheiden, zum Wandern in den Harz zu fahren, wenn es nicht so voll ist. Dafür arbeite ich dann eben am Samstag.“ Gleichzeitig sei das aber auch ein zweischneidiges Schwert, da sind die beiden sich einig. „Selbstständig arbeiten bedeutet eben wirklich ‚selbst‘ und ‚ständig‘“, erklärt Magdalena Pajonk. „Ich glaube, ich arbeite mehr Stunden als wenn ich irgendwo fest angestellt wäre. Und auch krank darf ich eigentlich nie werden. Aber dafür habe ich eben die Freiheit, alles zu entscheiden“,  meint die Produktdesignerin. „Ich glaube, wenn du nicht risikofreudig bist, ist es nichts für dich.“ Und auch ein bisschen Idealismus dürfe nicht fehlen, ergänzt Anette Pörtner.

Idealistisch sind die zwei Händlerinnen auch in den eigenen Ansprüchen an ihre Produkte: Beide arbeiten mit regionalen Materialien – beispielsweise Holz aus den Peiner Wäldern – und nutzen ausschließlich Dienstleister:innen aus der direkten Umgebung. Die Wi-La-No Kalender werden außerdem klimaneutral auf Recyclingpapier gedruckt – natürlich ebenfalls in der Löwenstadt.

In ihrem Etsy-Shop Wi-La-No verkauft Anette Pörtner ihre bunten Wandkalender.
Anette Pörtner, Designerin des Wi-La-No Wandkalenders, hat 2015 auf Etsy das „Braunschweig Street Team“ gegründet. Foto: BSM

Zusammen ist man weniger allein

Bei allen Herausforderungen der Selbstständigkeit hilft es, wenn es andere Gleichgesinnte gibt, die einen unterstützen können. „Etsy ist was die Community-Förderung angeht sehr weit vorne“, finden beide Designerinnen. So habe es in der Vergangenheit bereits größere Treffen mit vielen Etsy-Händler:innen gegeben, bei denen diese sich unter einander austauschen und einander besser kennen lernen. „Daraus ist meine Idee entstanden, so etwas auch für Braunschweig zu schaffen“, erinnert sich Anette Pörtner. „2015 habe ich dann das ‚Braunschweig Street Team‘ gegründet.“ Die Mitglieder des Teams treffen sich seitdem in unregelmäßigen Abständen, es gab auch bereits gemeinsame Pop-Up-Shops in der Löwenstadt und regelmäßige Online-Märkte. Der dritte ist für den 20. bis 26. November 2021 geplant. Magdalena Pajonk ergänzt: „Es kommt auch immer wieder vor, dass ein paar von uns sich Stände auf Handwerksmärkten teilen. Wir haben da eine sehr starke Vernetzung.“

Der Wunsch nach einem „Schaufenster“

Trotzdem würden sich die zwei Designerinnen eine noch stärkere Zusammenarbeit der regionalen Kreativschaffenden wünschen. Für Magdalena Pajonk wäre eine Braunschweiger Plattform nach dem Vorbild von Etsy ideal. „Viele Leute möchten regional kaufen, aber nicht jeder kennt Etsy oder weiß, wie man dort nach Orten filtert. Eine Art digitales Schaufenster für die Region, wo alle Händler:innen sich präsentieren können, wäre eine tolle Sache.“ Beide sind sich einig, dass die Löwenstadt eine weitaus größere Szene an Kulturschaffenden hat, als häufig angenommen wird. „Durch die HBK hat Braunschweig da ein großes Potential“, meint Anette Pörtner. Und auch Magdalena Paionk denkt: „Braunschweig wird, was das angeht, oft unterschätzt.“

Informationen

Branschweig Street Team
Auf Facebook
Auf Etsy

Orangewood
Internetseite: orangewood.de
Etsy: OrangewoodDE
Instagram: @orangewood.crafts

Wi-La-No
Internetseite: www.wi-la-no.de
Etsy: WiLaNo
Instagram: @wi_la_no

Titelbild: BSM

1 Comment

  • 15.11.2021at18:16

    Liebe Lea,
    tausend Dank für den grandiosen Artikel!
    Herzliche Grüße,
    Anette

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