Es ist wieder so weit: Im Naturhistorischen Museum Braunschweig sind bereits am 26. März die ersten Osterküken geschlüpft. Ich habe mich vorab mit Sven Gippner, dem wissenschaftlichen Volontär des Museums, unterhalten und mir erklären lassen, wo die Hühnereier herkommen, wie die Osterküken ausgebrütet werden und wie es für die Kleinen nach ihrem Aufenthalt im Museum weitergeht.
Vom Ei zum Osterküken
„Die ersten Vorbereitungen für die Osterküken 2021 haben wir schon Ende letzten Jahres getroffen“, erzählt Sven Gippner. Er ist als wissenschaftlicher Volontär für die Planungen rund um die Osterküken und die Begleitausstellung verantwortlich. „Als erstes kontaktieren wir die Züchter. Die Eier stammen in diesem Jahr von einem Hof in Isenbüttel, aus dem Archedorf Steinlah und auch von privaten Züchtern. Circa 65 Eier haben wir in diesem Jahr in den Brüter gelegt“, berichtet er. „Diese stammen von fünf verschiedenen Hühnerrassen – Seramas, Brahmas, Sundheimer, Ostfriesische Möwen und Zwergseidenhühner.“ Der Fokus liege bei der Ausstellung vor allem auf alten Hühnerrassen, die teilweise sogar vom Aussterben bedroht sind.
„Die kritischste Phase für die Hühnereier ist der Transport vom Züchter ins Museum. Wenn die Eier zu stark geschüttelt werden, kann der Embryo im Inneren Schaden nehmen“, so Sven Gippner. Im Museum angekommen, nehmen die Eier schon bald ihren Platz im Brüter ein. Dort bleiben sie circa 21 Tage bis zum Schlüpfen. „Im Brüter können wir für kontrollierte Bedingungen sorgen. Es ist wichtig, dass die Luftfeuchtigkeit konstant zwischen 40 und 60 Prozent liegt, dafür sorgen wir mit Wasserbecken im Brüter und regelmäßigem Lüften. Außerdem überprüfen wir die Temperatur, die circa bei 37,5 Grad Celsius, sprich der Körpertemperatur der Henne liegen sollte.“ Außerdem sei es wichtig, die Eier regelmäßig zu bewegen, damit die Embryos nicht absacken. „Dafür liegen die Eier auf rotierenden Holzstangen, die ein Motor in Bewegung hält. Das passiert im Schneckentempo“, erklärt der Biologe.
Steckt in jedem Ei ein Küken?
Um das herauszufinden, muss Sven Gippner die Hühnereier schieren. Für diesen Zweck gibt es eine sogenannte Schierlampe. „Wir durchleuchten die Eier insgesamt drei Mal. Einmal am siebten, am vierzehnten und am siebzehnten Tag“, erklärt er. „Beim zweiten Schieren nach 14 Tagen sortieren wir die ersten Eier aus, bei denen kein Schatten vor der Lampe erkennbar ist.“ Trotzdem sei nie sicher, dass am Ende auch aus jedem Ei ein Osterküken schlüpft. Dass ein Ei nicht bebrütbar ist, kann daran liegen, dass es nicht befruchtet ist oder falsch gelagert wurde. Nach dem dritten Schieren an Tag 17 wandern die Eier in eine Gitterbox zum Schlüpfen.
Frisch geschlüpft – und jetzt?
Nach 21 Tagen ist es endlich soweit. Mit ihrem Eizahn, der vorne am Schnabel befestigt ist, befreien sich die Küken aus der Eierschale. „Das Schlüpfen kann bis zu fünf Stunden dauern“, erläutert Sven Gippner. „Und das müssen die Küken ganz alleine schaffen, wir helfen da nicht nach.“ Im Anschluss müssen die frischgeschlüpften Küken ein paar Stunden bei 37 Grad Celsius trocknen. Dann geht es für die Kleinen in den Auslauf, wo Futter, Wasser und Wärmelampen auf sie warten. „Es reicht, wenn wir ein paar Tieren zeigen, wo sie fressen und trinken können, indem wir auf die Futterschale tippen. Die Küken imitieren sich gegenseitig und lernen so voneinander.“
Kaum sind die Osterküken geschlüpft, strömen normalerweise die Besucherinnen und Besucher in das Naturhistorische Museum Braunschweig, um die niedlichen Tiere zu bestaunen. „Auch wenn eine öffentliche Ausstellung aktuell leider nicht möglich ist, muss niemand auf die Osterküken verzichten. Wie auch im letzten Jahr bietet das Museum vom 30. März bis 11. April einen Livestream an, damit alle die Osterküken rund um die Uhr anschauen können“, sagt Sven Gippner. Im Livestream können Sie seit Dienstag die Küken der Rassen Serama, Brahma und Sundheimer sehen. Ein Großteil der Eier von den Ostfriesischen Möwen und den Zwergseidenhühnern war nicht befruchtet und die übrigen sind leider nicht geschlüpft.
Wohin geht die Reise für die Osterküken?
Nach Ende der digitalen Ausstellung geht es für die Osterküken zurück zum Züchter. „Die Küken, die nicht zu ihrem ursprünglichen Züchter zurückkehren, werden am 12. April abgeholt und leben ab dann auf dem Hof des Vereins Heilpädagogischer Bauernhof und Integrative Freizeitgestaltung in Isenbüttel“, erzählt Sven Gippner. „Die Eier aus diesem Jahr stammten teilweise von den Osterküken aus 2020 und wer weiß, vielleicht brüten wir nächstes Jahr ja schon die Eier der diesjährigen Küken aus.“
Sie wollen noch mehr über die Osterküken erfahren? Dann schauen Sie hier auf der Internetseite des Museums oder bei Facebook und Instagram vorbei, dort gibt es regelmäßig Beiträge rund um die Küken und viele weitere spannende Themen aus dem Naturhistorischen Museum Braunschweig. Ich wünsche Ihnen frohe Ostertage und viel Freude beim Beobachten der Küken.
Titelbild: Staatliches Naturhistorisches Museum
Annika Beckmann
Vielen lieben Dank für den tollen Artikel. Ein paar Einblicke, wo es für die Osterküken nach der Ausstellung hingeht und ein paar Bilder der Elternvögel gibt es auch auf unserem Blog.
https://3landesmuseen-braunschweig.de/blog/artikel/kuekenalarm
Wir wünschen allen Frohe Ostern!