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Ein Stück Heimat für Finnen und Finnlandfreunde

Braunschweig ist bunt, das zeigt Jahr für Jahr Braunschweig International auf dem Kohlmarkt. Am 20. Mai 2017 präsentieren mehr als 30 Kulturvereine sich und ihr Land beim Fest der Kulturen und ich liebe es, zwischen den Ständen herum zu schlendern, mich von fremden Kulturen inspirieren zu lassen, hier köstliche, spanische Churros zu naschen, dort ein für Polen typisches Tyskie zu trinken und am finnischen Stand die zimtigen Pulla zu probieren.

Apropos Finnland. Das Land im Norden Europas gehört zu meinen Sehnsuchtsorten. Auf Instagram habe ich mich unlängst vom Hashtag #ourfinland von den Weiten Finnlands, von den dichten Nadelwäldern und der im Frühjahr tief stehenden Sonne hinreißen lassen, eine Urlaubsreise ins Land der tausend Seen vorzuschlagen. Zumal die Finnen in diesem Jahr den 100. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit feiern.

Die Begeisterung für Finnland teile ich mit rund 9.000 Mitgliedern der Deutsch-Finnischen Gesellschaft. Als drittgrößte bilaterale Gesellschaft Deutschlands sind im Dachverband verschiedene Bezirksgruppen organisiert, die Bezirksgruppe Braunschweig hat allein knapp 170 Mitglieder. Einige von ihnen treffe ich an einem Donnerstagabend in der Brunsviga.

Dort findet wie jeden letzten Donnerstag im Monat der Deutsch-Finnische Stammtisch statt. Leicht zu erkennen an der großen finnischen Flagge, die auf dem Tisch steht. Die Vorstandsvorsitzende, Katrin Söhl, begrüßt mich herzlich und bietet mir gleich das Du an – so macht man es in Finnland. Wir bestellen etwas zu Essen und ich höre den Gesprächen zu. Die Gruppe ist bunt gemischt, das jüngste Mitglied am Tisch ist gerade 1 Jahr alt geworden, aber auch Paare im Rentenalter sind da. Einige sind echte Finnen, andere haben in Finnland studiert und sind nun „finnfiziert“.

Leckeres aus Finnland gibt es am finnischen Stand bei Braunschweig International. Foto: DFG Braunschweig

Leckeres aus Finnland gibt es am finnischen Stand bei Braunschweig International. Foto: DFG Braunschweig

Wie wird man das, finnfiziert? Einige Mitglieder meinen, die überwältigende Natur habe sie mitgerissen, andere berichten vom finnischen Lebensgefühl, das sie während ihres Aufenthalts kennen- und schätzen gelernt haben. Mein Tischnachbar nennt die hübschen finnischen Frauen, die es ihm angetan haben, und lacht schelmisch in Richtung seiner Ehefrau. Sie ist Finnin und vor Jahren der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft beigetreten, um ein wenig Heimatkultur im neuen Land zu leben.

Die Finnen, so lerne ich, sind den Deutschen gar nicht so unähnlich, allerdings gebe es kleine, aber feine Unterschiede. So seien die Finnen insgesamt schweigsamer und die Small-Talk-Kultur nicht so stark ausgeprägt. Was den, wie ich persönlich finde, angenehmen Nebeneffekt hat, dass man nicht immer reden muss, wenn man sich nichts zu sagen hat. Die Finnen überhaupt seien sehr gastfreundlich und ehrlich, sie respektierten die Natur und lebten sehr naturverbunden. Wahrscheinlich gilt auch deshalb in Finnland das Jedermannsrecht; das Recht, Blaubeeren und Pilze zu sammeln oder auch in der Natur zu zelten. Die Finnen gehen einfach davon aus, dass der Zeltplatz sauber wieder verlassen wird – allein der Natur zuliebe.

Beim traditionellen Weihnachtsessen darf die Finnlandflagge natürlich nicht fehlen. Foto: DFG Braunschweig

Beim traditionellen Weihnachtsessen darf die Finnlandflagge natürlich nicht fehlen. Foto: DFG Braunschweig

Neben dem Austausch mit Gleichgesinnten, bietet die Gesellschaft verschiedene Aktivitäten an, um die finnische Kultur nach Deutschland zu bringen. Wie zum Beispiel das traditionelle Vappu, das Boßeln am 1. Mai, wo es ein finnisches Picknick gibt und natürlich auch Sima, ein süß-zitroniges, alkoholisches Erfrischungsgetränk, das eine Woche Vorbereitungszeit in Anspruch nimmt und traditionell an Vappu serviert wird. Oder sie feiern gemeinsam Pikkujoulu, was übersetzt kleines Weihnachten heißt, aber alles andere als klein ist: Von Freitag bis Sonntag mieten sich die Mitglieder im Harz in ein Landheim ein und backen, kochen, basteln und singen gemeinsam. „Bei Pikkujoulu sind auch ganz viele Kinder dabei, das ist immer besonders schön“, erzählt die Finnin.

Aber auch kleinere Veranstaltungen bringen das finnische Lebensgefühl nach Braunschweig, zum Beispiel die Dölkky-Meisterschaft, audiovisuelle Vorträge über Finnland, eine Führung in Wolfsburg zum berühmten Architekten und Designer Alvar Aalto, Infoveranstaltungen für Erasmus-Studenten oder dem Deutsch-Finnischen Bilderbuchkino in der Kinderbibliothek.

Wer jetzt wie ich Lust bekommen hat, mehr über Finnland zu erfahren, ist herzlich zum Stammtisch in der Brunsviga eingeladen. Dabei ist es egal, ob man in den finnischen Wäldern aufgewachsen ist und eine Sauna mit nur einem Streichholz anfeuern kann, ob man jeden Sommerurlaub dort verbringt, nur ein Semester in Finnland war oder Finnland allein wegen der Finnen mag. Alle Mitglieder eint die Liebe zur finnischen Kultur, das finnische Lebensgefühl und die Begeisterung für die Natur. Und wenn Sie sich nicht so ganz trauen, dann schauen Sie doch einfach beim finnischen Stand bei Braunschweig International vorbei und probieren Piirakka, Korvapuustit oder die mysteriös klingenden Rentiertränen.

Informationen

Braunschweig International 20. Mai 2017, 11:00 – 18:00 Uhr
Kohlmarkt Braunschweig (zwischen Geers` Gutes Hören und Betten Gebers)

DFG Braunschweig
www.dfg-braunschweig.de
www.dfg-portal.de

Stammtisch jeden letzten Donnerstag im Monat Ort: Brunsviga Karlstraße 35, 38106 Braunschweig

Weitere Veranstaltungen:

17. Juni 2017, 10:00 Uhr: Alvar Aalto Gebäudeführung in Wolfsburg
26. Oktober 2017, 16:30 Uhr: Jägermeister-Führung in Wolfenbüttel (Jägermeister ist in Finnland sehr beliebt)
03. November 2017, 19:30 Uhr: „Begegnungen mit Finnland“ Prof. Dr. Axel Bleckwedel
29. November 2017, 16:00 Uhr: Deutsch-Finnisches Bilderbuchkino

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