Suchbegriff eingeben:

Zusammen arbeitet man weniger allein

Um zu verstehen, was Coworking ist, reicht ein kurzer Blick in meinen Arbeitstag. Ich sitze mit zwei Kolleginnen in einem Büro, die Bürotür steht fast immer offen. Wir arbeiten an verschiedenen Projekten, die lose zusammenhängen. Wenn ich an einem bestimmten Punkt nicht weiterkomme oder zum Beispiel wissen möchte, ob Coworking mit oder ohne Bindestrich geschrieben wird, frage ich kurz meine Kolleginnen. Meistens können sie mir weiterhelfen. Schreibe ich einen längeren Text und muss mich konzentrieren, schließen wir die Tür. Falls das nicht reicht, kommt Ohrstöpsel zum Einsatz. Bevor ich beim Stadtmarketing gearbeitet habe, saß ich in einem Einzelbüro. Hatte ich damals eine kurze Frage, musste ich das Büro verlassen und den Flur überqueren, um meinen Kollegen fragen zu können. Den fehlenden Bindestrich bei Coworking Space habe ich dann mit mehr Zeitaufwand im Duden nachgeschlagen.

Esther Kappe freut sich auf viele Coworker im ZeitRaum. Fotos: BSM

Esther Kappe freut sich auf viele Coworker im ZeitRaum. Fotos: BSM

Freiberufler oder kleine Start-Ups ohne eigene Büroräume arbeiten häufig zu Hause – die Cloud macht es möglich. Ihnen bietet ein Coworking Space freiwillige (Ersatz-)Kollegen, die sie bei kleinen Fragen um Hilfe bitten können. Kollegen, mit denen sie die Mittagspause teilen, denen sie ihre Projekte vorstellen oder mit denen sie neue Ideen entwickeln können. Und wenn sie ihre Ruhe brauchen, bleibt immer noch die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten.

Flexibilität, Vernetzung, Freiwilligkeit. An diesen drei Eckpunkten orientiert sich das Coworking. Esther Kappe, die Inahberin des ZeitRaums, will ihren Arbeitsplatz-Mietern alle Freiheiten zum kreativen Arbeiten geben. Deshalb bietet sie unterschiedliche Tickets zur Nutzung an – vom Tagesticket für die gelegentliche Nutzung bis zum Jahresticket. Mitbringen müssen die Coworker nur ihren Laptop und ihr Mobiltelefon, alles andere findet sich im ZeitRaum. Zur Ausstattung gehören neben dem Arbeitsplatz ein Drucker, ein Scanner und ein Kopierer, W-LAN und eine Tischlampe – Langzeitnutzer können zusätzlich ein Schließfach und Rollcontainer nutzen und für einige Stunden in der Woche den Konferenzraum belegen.

Esther Kappe hat als freie Redakteurin in Berlin häufig selbst im Coworking Space gearbeitet. Als sie vor einiger Zeit nach Braunschweig zog, fehlte ihr der Austausch mit Gleichgesinnten. Drei Jahre lang trug sie den Gedanken mit sich, ein eigenes Coworking-Space zu eröffnen – nach einer langen Standortsuche ist es nun endlich soweit: Seit Montag ist der ZeitRaum geöffnet, günstig gelegen in der Wilhelmstraße 74 zwischen Technische Universität und Innenstadt. Ausgestattet ist der Coworking Space mit einem Büroraum und bislang elf Schreibtischlätzen, einem Konferenz- und einem Projektraum. „Wenn die Nachfrage steigt, können noch weitere Schreibtischplätze installiert werden, bis zu zwanzig“, erzählt Esther Kappe.

Für den Start wünscht sie sich, dass zwischen den Mietern ein freundliches Miteinander und kreativer Austausch entsteht. Denn wie es bei Gemeinschaften ist: Man weiß nie, ob die Chemie zwischen den Menschen stimmt. Aber Esther Kappe ist optimistisch: „Wer sich zum Arbeiten in einem Coworking Space entscheidet, ist eher offen und kommunikativ.“ Ihr Traum ist es, dass sich eine bunt gemischte Gruppe zusammenfindet, in der jedes Mitglied andere Kompetenzen und damit auch andere Sichtweisen mitbringt. Die Designerin könnte dem freien Redakteur mit einer Infografik zu seiner Geschichte helfen, der Redakteur den Programmierer beim Erstellen eines Textes unterstützen und so weiter.

Dass Coworking nicht nur in Großstädten funktioniert, zeigt das Schiller40 in Wolfsburg, das es schon seit zwei Jahren gibt. Neben dem Arbeitsplatz bietet das Schiller40 auch Fortbildungen und Seminare an. Esther Kappe und der Geschäftsführer des Schiller40, Christian Cordes, wollen in einen regionalen Austausch treten, Seminare gemeinsam organisieren und Projekte wechselseitig realisieren.

Bis zum 10. Oktober befindet sich der ZeitRaum übrigens noch im Probebetrieb. Wer ausprobieren will, ob er ein geeigneter Coworker ist, kann dort kostenlos einen Arbeitsplatz mieten.

ZeitRaum-Braunschweig

Wilhelmstraße 74
38100 Braunschweig
www.zeitraum-braunschweig.de
e.kappe@zeitraum-braunschweig.de

(Artikelbild: Büroraum im ZeitRaum. Foto: BSM)

2 Comments

  • 30.05.2023at13:30

    Es stimmt, dass man mit wenig Budget auch die Möglichkeit hat, von zu Hause arbeiten zu können, jedoch ist es für ein Unternehmen wichtig, ein Büro bieten zu können. Aktuell suche ich auch noch ein Büro zur Miete. Diese Woche konzentriere ich mich darauf, einen guten Anbieter zu finden.

  • Pingback:ZeitRaum

    Antworten
    07.10.2015at13:10

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *. Bitte beachten Sie unsere Netiquette und unsere Datenschutzerklärung.