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Fairteilen statt wegwerfen

Theke im Futter Teresa aus alten Obstkisten. auf der Theke stehen verschiedene Speisen, hinter der Theke richten drei junge Frauen die Speisen an. Im Vordergrund eine Wimpelkette.

Schrumpelige Kartoffeln, krumme Möhren, braune Bananen … Lebensmittel, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, werden häufig aussortiert, obwohl sie noch genießbar sind. Damit wir abends frisches Obst im Supermarktregal finden und im Restaurant zu jeder Zeit unser Lieblingsgericht bestellen können, wird mit Überschussware kalkuliert. Weil wir unsere Einkäufe nicht richtig lagern, schlichtweg vergessen, was im Vorratsschrank liegt oder doch lieber den Pizzabringdienst anrufen als nach einem anstrengenden Tag noch zu kochen, wandern in Deutschland tonnenweise Lebensmittel in den Müll. Insgesamt verschwenden wir im Jahr circa 18 Tonnen noch genießbare Lebensmittel.

Um dieser Verschwendung entgegen zu wirken, gibt es viele Projekte – vom privaten Foodsharing über gesellschaftliche Hilfen wie die Tafeln bis hin zu kommerziellen Projekten wie die Rübenretter. Oder Projekte wie das Futter Teresa in Braunschweig.

Auf der Theke stehen verschiedene Schüsseln mit Aufstichen, Brotscheiben und Salaten.
Die Gerichte im Futter Teresa sind vegetarisch oder vegan – denn die geretteten Lebensmittel sind oft Obst, Gemüse und Backwaren. Foto: BSM

Ein Café für Lebensmittelretter*innen

Das Futter Teresa ist ein Fairteiler-Café in der Braunschweiger Innenstadt. Betrieben wird es von einem Verein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich alle ehrenamtlich für das Café. Zwei von ihnen sind Jill Fengler und Janina Ahrendt, die als Projektleiterinnen die Fäden des Cafés zusammenhalten. Für beide ist die Arbeit bei Futter Teresa eine Herzensangelegenheit. „Über die Medien habe ich von dem Projekt erfahren und am lautesten geschrieen, dass ich da mitmachen möchte“, sagt Jill über ihr Engagement bei Futter Teresa. Das Fairteiler-Café hat seinen Ursprung im Sandkasten Projekt der TU Braunschweig. Über die Sandkasten-Webseite werden Unterstützerinnen und Unterstützer für verschiedene Projekt gesucht – finden sich genügend, wird das Projekt umgesetzt. Wie das Fairteiler-Café.

Fünf junge Frauen lachen in die Kamera.
Ein Teil des Futter-Teresa-Teams: Rechts stehen Jill und Janina, die Projektleiterinnen des Foodsharing Cafés. Foto: BSM

Nachdem genügend Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden waren, fing die eigentliche Arbeit an. Jill und Janina stellten ein Team von Freiwilligen zusammen. Derzeit helfen rund zehn Ehrenamtliche bei Futter Teresa mit, mit ganz unterschiedlichen Hintergründen: einige studieren, andere, wie Jill, befinden sich in Arbeitsverhältnisse, wieder andere, wie Janina, sind selbständig. So können sie die Aufgaben nach Bedarf verteilen.

Die Speisekarte – eine Überraschung

Derzeit gibt es jeden Donnerstag im Futter Teresa zwischen 11:00 Uhr und 22:00 Uhr Gerichte aus gerettetem Essen. „Wir kooperieren mit dem Verein Foodsharing, der Lebensmittel rettet. Mit der Gruppe in Braunschweig haben wir vereinbart, dass wir einmal in der Woche bei einem Betrieb Lebensmittel abholen können,“ erzählt Jill. Das bringt eine gewissen Überraschung mit sich: Die Helferinnen und Helfer erfahren erst beim Abholen der geretteten Lebensmittel, was tatsächlich gerettet wurde. Deshalb gibt es auch keine feste Speisekarte sondern eine tagesfrische Auswahl.

Im Vordergrund bestrichene Schnittchen, im Hintergrund ein Bilderrahmen mit einem Zettel: Gerettete Lebensmittel heute.
Die Speisekarte wird tagesaktuell angepasst: Je nachdem, welche Nahrungsmittel gerettet werden konnten, werden die Gerichte im Café hergestellt. Foto: BSM

Janina ergänzt: „Daraus ergibt sich dann die Speisekarte. Es gibt bei uns nicht jeden Tag Kuchen oder Salat, sondern Gerichte aus den Lebensmitteln, die sonst weggeworfen werden. Wir schauen dann, was wir leckeres daraus zaubern können. Das macht es ein bisschen unberechenbar und spontan, aber das weiß die Kundschaft.“ Die Gerichte sind vegetarisch oder vegan, weil die geretteten Lebensmittel vor allem Obst, Gemüse und Backwaren sind. „Die Überraschung ist jedes mal groß, vielleicht gibt es auch manchmal nichts. Das ist eigentlich in unserem Sinn, denn dann wissen wir, dass die Betriebe gut kalkuliert haben“, fügt Jill hinzu.

Im Vordergrund ein Weckglas, auf dem Spenden geschrieben steht.
Die Gerichte im Foodsharing Café sind kostenlos, allerdings wird um Spende gebeten, um die Raummiete und laufenden Kosten zu decken. Foto: BSM

Vom Projekt zum echten Café

Die Gerichte im Futter Teresa sind kostenlos, denn das ist der Foodsharing-Gedanke: Es darf kein Geld in Zusammenhang mit den Lebensmitteln stehen. Anstelle dessen ist das Café auf Spenden angewiesen. Die ersten drei Monate fördert der Sandkasten das Futter Teresa, anschließend muss es sich selbst tragen. „Wir bezahlen ganz normal Pacht für den Raum, haben Strom und Werbekosten.“ Jill sagt, dass sie während der dreimonatigen Testphase einen Jahresplan erarbeiten. „Wir prüfen Kooperationen oder Abomodelle, um eine Finanzierung zu gewährleisten. Wünschenswert ist es natürlich auch, dass wir die Öffnungszeiten erweitern können und dann ist es sinnvoll auch Angestellte einstellen zu können. Es soll kein gewinnbringendes Unternehmen werden, aber eine Geschichte, die sich selber trägt.“

Gastgeber*innen im Sinne der Nachhaltigkeit

Das Futter Teresa will mehr sein als ein Café, vielmehr Begegnungsstätte, Projekt-Küche und Workshop-Raum in einem. Jill und Janina organisieren mit ihrem Team in den nächsten Wochen Workshops zum Thema Nachhaltigkeit. Außerdem hoffen sie, dass sich die Gäste das Futter Teresa als Raum verstehen, um sich hier über ein nachhaltiges Leben austauschen. Inspiration dafür bietet die Wanddekoration: Tipps, wie Lebensmittel länger frisch bleiben und Müll vermieden werden kann.

An der Wand ist eine Leine mit Wäscheklammern gespannt. An den Klammern hängen vier Blätter mit jeweils einem Tipp.
Die Wände schmücken TeresasTipps: Kleine Hinweise, wie Biomüll reduziert werden kann. Foto: BSM

Bis auf weiteres befindet sich das Futter Teresa im Tante Puttchen. Inhaber Stecky stellt dem Café den Raum im Handelsweg 4 zur Verfügung, auch die Getränke für das Café liefert er. So ist bei aller Unkalkulierbarkeit in Bezug auf die Gerichte zumindest eines sicher: Getränke gibt es während der Öffnungszeiten. Und ein Ort zum Wohlfühlen.

Haben Sie jetzt auch Lust, genussvoll Lebensmittel zu retten? Dann statten Sie dem Café doch einen Besuch ab. Außerdem freut sich das Team über jede Unterstützung, denn die ehrenamtliche Arbeit im Café macht sich nicht allein, wie Janina anmerkt. „Noch schaffen wir es, dass jede von uns einmal die Lebensmittel abholt, wir abends gemeinsam kochen und während der Öffnungszeiten ist auch immer jemand von uns da. Aber wir freuen uns natürlich, wenn das Team größer wird.“

Möbel aus Paletten.
Im Obergeschoss laden gemütliche Palettenmöbel zum Sitzen und genießen ein. Foto: BSM

Informationen

Futter Teresa
Handelsweg 2, 38100 Braunschweig
Öffnungszeiten: donnerstags 11:00-22:00 Uhr

3 Comments

  • Kathrin Stelter-Brühe

    Antworten
    01.06.2022at07:05

    Hallo, finde eurer Konzept mega toll. Einmal für die Leute mit kleinem Geldbeutel als auch gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Braucht ihr noch Unterstützung? Würde mich gern angagieren , MfG Kathrin

  • Tomas

    Antworten
    14.03.2020at18:07

    Moin. Ist das j Kosten frei bei euch?

  • Dr.K.Wilkens

    Antworten
    12.03.2020at14:04

    Wunderbare Idee und nachahmenswert.
    Ich weiß, wo ich das nächste Mal essen gehen.

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