Auf meinem Arbeitsweg beobachte ich seit einigen Tagen wieder folgende Szene: Menschen, egal welchen Alters, beginnen zu grinsen, zücken ihr Handy und fotografieren. Meistens die Figurengruppe vor sich, manchmal auch sich selbst mit der Figurengruppe. Und dann drehen sie sich zu den anderen Menschen mit Handy um und sagen so etwas wie: „Endlich sind sie wieder da“, oder „Ich habe sie schon vermisst.“
Mit „sie“ sind die Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner gemeint. 60 überlebensgroße Figuren, stämmig, etwas aus der Zeit gefallen. In sich ruhend stehen sie an 13 Orten in der Löwenstadt und schauen sich mit etwas Naivität, aber auch mit Wohlwollen das Geschehen um sich herum an.
Wie die Wäschefrauen auf dem Magnikirchplatz. Sie stehen da, in ihr Gespräch vertieft über das, was sich auf der Straße abspielt. Ob sie über den Radfahrer sprechen, der gerade über das Kopfsteinpflaster holpert? Oder haben sie einen Bekannten auf den Plätzen der Gastronomie entdeckt?
Oder die Männer im schwarzen Anzug auf dem Altstadtmarkt. „Ernst des Lebens“ nennt Christel Lechner diese Figurengruppe und spielt auf die bunten Hütchen an, die sie tragen. „Die spitzen Hüte“, so die Künstlerin, „erinnern einen daran, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und auch mal über sich selbst zu lachen.“
Auf dem Schlossplatz spielt eine Gruppe „Reise nach Jerusalem“. Das Figurenensemble ist die umfangreichste Gruppe der Künstlerin und sind wohl das meistfotografierte Motiv in diesen Wochen. „Mit meinen Figuren möchte ich die Menschen berühren und das kann ich am besten, wenn ich da bin, wo die Menschen sind,“ erklärt Christel Lechner. „Kunst im öffentlichen Raum ist ein besonderer Weg, um alle Menschen zu berühren.“ Anders als in einer Galerie oder in einem Museum, wo man Eintritt zahlen muss und die Figuren Kunst auf keinen Fall berührt werden darf, sind Lechners Figuren da, um zu berühren und auch berührt zu werden. „Es sind Menschen für Menschen“, charakterisiert sie ihre Arbeit.
Einen ganz guten Eindruck, wie Lechner arbeitet, gewinnt man in diesem Video. Es zeigt die Künstlerin bei der Entstehung der „Reise nach Jerusalem“.
https://www.youtube.com/watch?v=DxlPN3hDCY4
Alle Figuren erinnern an Menschen aus Lechners Kindheit, der Nachkriegszeit, und mit ihnen schwingt ein wenig Nostalgie mit. Eine Erinnerung an eine vergangene Zeit, an Alltagserleben. Ihre Arbeit, das ist Christel Lechner wichtig, will sie weder sozialkritisch noch politisch verstanden wissen. Sie stellt ihre Figuren aus, um den Menschen Freude zu bringen, ein Aufmerken im Alltag. Und um die Alltagsmenschen salonfähig zu machen. Ein Hoch auf uns!
Informationen:
bis 9. Juli 2017
verschiedene Standorte in der Innenstadt
www.christel-lechner.de
Stadtführung „Alltagsmenschen auf Braunschweigs Plätzen und Märkten“
Wer ist Christel Lechner? Wie entstehen ihre großen Figuren-Ensembles und welche Idee steht hinter diesen liebenswerten „Alltagsmenschen“? Diese Führung vermittelt Ihnen viele Hintergrundinformationen zu dem Projekt der Künstlerin und informiert dabei ausführlich über die Standorte der Figuren. Welche Rolle spielten die Plätze und Straßenzüge einst und was zeichnet sie heute aus?
Buchung auf Anfrage.
Dauer: 2 Stunden
www.braunschweig.de/touristinfo
Die Ausstellung wird veranstaltet vom Happy Rizzi House Verein Braunschweig und kuratiert von dem Braunschweiger Galeristen Olaf Jaeschke. Sie findet im Rahmen der aktuellen Citymarketingkampagne „Ist schön. Wird schön.“ statt, die die Entwicklung der Innenstadt und die Attraktivität und Qualität der zentralen Plätze und Märkte in Braunschweig thematisiert.
martina blume
hallo – seit geraumer zeit verfolge ich die außergewöhnliche kunst frau lechners im großraum braunschweigs. wir haben ein haus mit garten im vorharz / raum n harzburg und großes interesse an einer passenden skulptur / gerne auch was für bastler . danke für ihre weiterleitung meines anliegens an entsprechende stelle
Maria Stenzel
Hallo Martina Blume,
bitte wenden Sie sich mit Ihrem Anliegen an die Galerie Jaeschke: https://www.galerie-jaeschke.de/
Beste Grüße!