Das Nexus feiert seinen 10. Geburtstag. Das unabhängige Kulturzentrum in der Frankfurter Straße wird ausschließlich von Ehrenamtlichen geführt und gestaltet. Eigeninitiative, Selbstverwaltung, Konsensprinzip – im Nexus läuft vieles ein bisschen anders als üblich, aber genau das macht auch den Charme aus.
Wir gratulieren zum 10. Geburtstag und haben beim Betreiber, dem Verein zur Förderung unabhängiger Kultur, nachgefragt, wie das Nexus funktioniert. Getreu dem Konsensprinzip antwortet das Nexus als Institution.
10 Jahre Nexus – herzlichen Glückwunsch! Viele kennen das Nexus als
Veranstaltungsort an der Frankfurter Straße. Können Sie unseren Lesern erklären, was das Nexus genau ist und wie es organisiert ist?
Das Nexus ist auch primär ein Veranstaltungsort, der sich allerdings nicht über einen Chef und Angestellte organisiert, sondern über Freiwillige, die alle Entscheidungen in einem Plenum mit Konsensprinzip treffen.
Das Nexus ist Heimat des Vereins zur Förderung unabhängiger Kultur, wie gestaltet sich die Arbeit des Vereins konkret aus?
Es ist sehr üblich, dass sich Menschen eine Zeit lang im Nexus engagieren, sich dann allerdings aufgrund von Veränderungen in ihrem Leben, zum Beispiel Familie oder Umzug, zurückziehen. Sich als Verein zu organisieren hilft dabei, trotz vieler Wechsel Dauerhaftigkeit in ein Projekt wie das Nexus zu bringen. So können zum Beispiel Verträge über den Verein laufen, anstatt von eventuell nur kurz aktiven Menschen abhängig zu sein.
Wie werden der von Ihnen angebotene „Raum für Eigeninitiative“ und die „Möglichkeit des Selbermachens“ angenommen. Von wem werden sie hauptsächlich genutzt?
Alles, was im Nexus stattfindet, passiert, weil Menschen Eigeninitiative zeigen.
Egal, ob es das Organisieren eines Konzerts, einer Theatervorstellung, das Übernehmen einer Thekenschicht, das Bestellen von Getränken oder das Putzen der Toiletten ist. Es gibt keine Angestellten, die irgendwelche Aufgaben abnehmen.
Wie gut oder schlecht das Haus organisiert ist, hängt ausschließlich davon ab, inwieweit sich Menschen finden, die Lust haben etwas selber zu machen. Das ist für einige durchaus abschreckend, andere zieht allerdings genau dies an. Es kann niemand gezwungen werden irgendeine Aufgabe zu erledigen und trotzdem werden auch die unangenehmen Aufgaben meist gut gemacht.
Neben Konzerten und Partyreihen gibt es auch Diskussionsabende und Informationsveranstaltungen. Wer organisiert die unterschiedlichen Veranstaltungen?
Zwischen der Organisation von Konzerten und Informationsveranstaltungen gibt es tatsächlich einen Unterschied. Die meisten Konzerte werden von Einzelpersonen organisiert, wohingegen Informationsveranstaltungen meist von (Polit-)Gruppen veranstaltet werden. Das muss nicht so sein, lässt sich anhand unserer Erfahrungen allerdings so feststellen.
Wie groß ist der Kreis der stetig Aktiven im Nexus (gibt es einen festen Kern an Ehrenamtlichen)?
Die Frage ist schwer zu beantworten. Es gibt einige langjährig aktive Menschen, die das Haus im Alltag zusammenhalten. Daneben existieren allerdings auch noch unzählige Menschen, die kurzzeitig sehr aktiv sind, Ehemalige die weiterhin unterstützen, Langjährige, die alle paar Monate eine Thekenschicht machen, Veranstalter_innen, die ausschließlich bei ihren eigenen Veranstaltungen da sind, Menschen, die helfen, ohne an der Organisation teilzunehmen und viele andere. Einen Beitrag leisten unzählig viele.
Welche Unterstützung erfährt der Verein?
Regelmäßige Fördermittel erhält der Verein keine. Vor der Eröffnung 2005 gab es Gelder der Landesarbeitsgemeinschaft sozio-kultureller Zentren (LAGS) zur Finanzierung von Baumaterial. Im letzten Jahr haben wir uns nochmals um Gelder von der LAGS bemüht, um unsere alte Musikanlage erneuern zu können. Mit dieser einen Ausnahme hat sich der Verein in den letzten 10 Jahren komplett unabhängig von städtischen/staatlichen Fördermitteln selber getragen. Was wir sehr wertschätzen ist, dass es immer wieder Privatleute gibt, die uns mit Tat, Rat und Spenden zur Seite stehen.
Wie sehen die Ziele und Pläne für die nächsten 10 Jahre aus?
Auf jeden Fall das Haus fertig ausbauen und mehr Räume schaffen. Damit kommen wir momentan auch gut voran. Außerdem: Noch mehr Menschen für das Nexus interessieren. Wir machen vieles anders und sind überzeugt davon. Wir freuen uns, wenn sich Menschen dafür begeistern können und Veranstaltungen besuchen, bei uns aktiv werden, oder vielleicht sogar durch uns inspiriert eigene Träume verwirklichen.
Zu guter Letzt: Worauf können sich die Besucher der Jubiläumspartys am 13. und 14. Februar freuen?
Zu unserem Jubiläum wollten wir ein richtig starkes Programm haben und uns selbst damit an die Grenze bringen. Wir denken, das ist uns mit insgesamt zehn Bands auch voll gelungen, besonders, weil einige von denen, wie The Roughneck Riot, Egotronic oder No Weather Talks, normalerweise einen Abend alleine bestreiten können. Wir persönlich freuen uns ganz besonders auf einen Vortrag am Donnerstag über die wilden Zeiten als alles begann, denn das Nexus mag zehn Jahre alt werden, der Verein zur Förderung unabhängiger Kultur und damit die Idee des Nexus ist schon 27 Jahre alt. Da gibt es einiges zu erzählen.
Herzlichen Dank für das Interview.
Informationen
Das Nexus
Frankfurter Straße 253
38122 Braunschweig
Feier zum 10. Geburtstag
13. Februar: „10 Jahre Nexus! (1. Tag)“, u. a. mit Roughneck Riot, Braindead und Tigeryouth
14. Februar: „10 Jahre Nexus! (2. Tag)“, u. a. mit Egotronic und Kenny Kenny Oh Oh, anschließend Pleasure Park
Einlass
13.+14. Februar: 19 Uhr
Eintritt für 13.+14. Februar: 14 Euro; Einzeltickets 7 Euro
Stefanie von Kult-Tour-Braunschweig berichtet ebenfalls über die Feierlichkeiten im Nexus.
(Fotos: Nexus / Verein zur Förderung unabhängiger Kultur e. V.)
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