Wir treffen Rainer Müller an der Christentumsäule, einen Tag nach der Eröffnung des Weihnachtsmarktes. „Die wichtigste Frage ist immer: Steht alles, funktioniert alles?“ Die gute Nachricht: Ja, es läuft alles. Wieder einmal. Vor ein paar Tagen gab es noch keine Spur vom Weihnachtsmarkt, und jetzt erscheint plötzlich – wie von Geisterhand – die Innenstadt als riesiges Weihnachtsdorf. Ganze 149 Stände sind es in diesem Jahr. „Es ist eine logistische Meisterleistung, das alles hier in 2 ½ Tagen aufzubauen“, sagt Müller. Die „Geisterhand“ aber war es gewiss nicht. Hinter den Kulissen wirbeln die Marktbeschicker und ihre Mitarbeiter tagtäglich, damit wir als Besucher den Weihnachtsmarkt so genießen können, wie wir ihn lieben. Bei der „Weihnachtsmarktführung mit einem Blick hinter die Kulissen“ nimmt uns Rainer Müller mit auf einen Spaziergang über den Markt.
Wir starten beim Riesenrad am Ruhfäutchenplatz und erfahren, dass Riesenräder ursprünglich „russische Schaukeln“ hießen und ab dem Jahr 1880 nach Deutschland kamen. Vorbei am Burggraben geht es weiter zum Burgplatz. Rainer Müller ist selbst Standbetreiber und als Wirt der Burg-Schänke kennt er beinahe alle seine Kollegen. Einige von ihnen besucht er mit den Teilnehmern der Führung. Wir können gemütlich schlendern, donnerstags um 11 Uhr hält sich der ganz große Ansturm noch in Grenzen. Umso mehr fällt uns der Stand auf, vor dem sich dennoch eine lange Schlange bildet. Wir schauen „Mandel-Meier“ über die Schulter, während er unermüdlich Mandeln über der heißen Flamme rührt. Markus Meier ist einer der ganz wenigen, die noch in reiner Handarbeit Mandeln brennen – ganz ohne Maschinen. „Das ist sehr mühsam und schwer“, sagt er, doch er müsste es eigentlich gar nicht sagen, denn man sieht es ihm an. 12 bis 13 Stunden täglich macht er das – 32 Markttage lang. Weit über eine Tonne handgebrannte Mandeln kommen so in der Weihnachtszeit zustande. Trotz der Anstrengung lächelt er und erzählt, warum er sich das „antut“. Aber auch das lässt sich ohne Worte erklären: Wer die Mandeln probiert, weiß, dass es die Mühe allemal wert ist.
Vor dem überdimensionalen Nussknacker „Bruno“ darf jeder von uns einen Tipp zu dessen Größe und Gewicht abgeben – zugegeben: niemand hat richtig geraten. Anhand des Fotos können Sie ja schon einmal ihre persönliche Schätzung für die Führung vorbereiten.
Unser Marktbummel geht weiter in Richtung Burglöwe. Hier steht das Kinderkarussell „Kindertraum“ – seit 45 Jahren gehört es zum Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Da schwelgt der eine oder andere Ur-Braunschweiger in Kindheitserinnerungen und man tauscht sich aus, wer am liebsten in welchem Fahrzeug gesessen hat. Beeindruckende 90 Prozent des Karussells bestehen noch aus Originalteilen. Beeindruckend sind auch die Fakten, die Rainer Müller bei unserer Tour über den Weihnachtsmarkt preisgibt: 1,2 Kilometer Versorgungsleitungen, dazu nochmal die gleiche Strecke an Lichterketten. 22 Stunden lang gibt es Livemusik. Eine Gästeführerin ergänzt die spannenden Infos zum Marktgeschehen durch Geschichten über die historischen Plätze und Gebäude, die dem Weihnachtsmarkt sein unverwechselbares Gesicht geben.
Die Führung endet am Stand von Andreas Beinhorn auf dem Platz der Deutschen Einheit. Bei einem wärmenden Getränk gibt der „Mumme-Wirt“ lustige Anekdoten und seltene Einblicke ins – vor allem in der Weihnachtszeit – zum Teil entbehrungsreiche Schaustellerleben zum Besten. Denn bei allem Genuss sollten wir eins nicht vergessen: Hinter den Kulissen des Weihnachtsmarktes sorgen die fleißigen Hände von Markus Meier, Andreas Beinhorn und den vielen anderen Marktkaufleuten mit harter Arbeit bei den häufig eisigen Temperaturen dafür, dass wir unbeschwert schlendern, schlemmen und uns auf Weihnachten einstimmen können.
Die „Exklusive Weihnachtsmarktführung mit einem Blick hinter die Kulissen“ wird im Zeitraum vom 1. bis 22. Dezember 2018 immer samstags um 15:00 Uhr angeboten. Weitere Informationen zu dieser und anderen Führungen unter: http://www.braunschweig.de/weihnachten
Pingback:Mandelnrühren aus Leidenschaft | about cities