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Wenn aus Licht Kunst wird

Das Modell gibt einen kleinen Eindruck, wie die Installation von Kevin Schmidt aussehen wird. Foto: BSM

Das Modell gibt einen kleinen Eindruck, wie die Installation von Kevin Schmidt aussehen wird.
Foto: BSM

15 Kunstwerke, 24 Stunden, vier Monate, eine Stadt – vom 11. Juni bis 22. September erstrahlt der Lichtparcours Braunschweig 2016 in der Löwenstadt. Internationale Künstlerinnen und Künstler konzipieren eigens für Braunschweig leuchtende Werke und sorgen für Hingucker der besonderen Art. Ich kann es kaum erwarten, bis die einzigartigen Lichtinstallationen überall in der Stadt zu finden sind. Bis Juni muss ich mich aber noch ein bisschen in Geduld üben. Ein Glück, dass es immer wieder Vorfreude-Häppchen gibt, die das Warten auf die Kunstaktion verkürzen.

So bekomme ich beim Lichttalerfest am 27. April 2016 die Gelegenheit, einen ersten Blick auf die Arbeit von Kevin Schmidt zu werfen. Der Künstler mit dem sehr deutsch klingenden Namen kommt eigentlich aus Kanada und studierte am Emily Car Institute of Art and Design. Das Stipendium der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig PROJECTS, hat ihn 2013 nach Braunschweig gebracht. Auch in diesem Frühling wird er wieder viel Zeit in der Löwenstadt verbringen, denn er schafft ein Kunstwerk für den Lichtparcours Braunschweig 2016.

Hierfür plant der Kanadier eine besondere Installation: Er bringt das Gartenhaus Haeckel im Theaterpark mit Lichterketten zum Leuchten und mit selbst komponierten Beats zum Beben. Dabei verkleidet Kevin Schmidt alle Innen- und Außenflächen mit einem dicht gespannten Netz aus farbigen Lichterketten. Diese sollen in unterschiedlichen Abständen aufleuchten, erlöschen und ihre Farbe ändern. Licht und Sound sind bei seinem Werk „…But No One’s Home“ aufeinander abgestimmt und verwandeln das Gartenhaus Haeckel in einen spektakulären Blickfang. „Die Reihenfolge, in der die Lichterketten aufleuchten werden, steuere ich am Computer“, erläutert Kevin Schmidt bei der Vorstellung seines Werkes. „Ich probiere immer wieder aus, wie die einzelnen Komponenten am besten miteinander funktionieren.“

Der Künstler Kevin Schmidt stellte beim Lichttalerfest sein Werk „…But No One’s Home“. Foto: BSM

Der Künstler Kevin Schmidt stellte beim Lichttalerfest sein Werk „…But No One’s Home“.
Foto: BSM

Für das Lichttalerfest hat er ein Modell des Hauses vorbereitet, damit sich die Gäste ein erstes Bild machen können. Diese Mini-Version des Gartenhauses ist über und über mit Lichterketten bestückt, die in unterschiedlichen Abständen mal grün, mal blau, mal weiß aufleuchten. Unter dem Tisch, auf dem das Haus steht, sehe ich eine beeindruckende Sammlung an Steckern und Kabeln. Ich frage Kevin, wie viele Lichter er wohl für die große Version benötigen wird. „Das kann ich noch gar nicht so genau sagen, aber es wird eine Menge sein“, sagt er lachend. Die Musik zu seiner Lichtinstallation schreibt und komponiert er übrigens selbst. „Wahrscheinlich werde ich viel Zeit in diesem Haus verbringen. Ich brauche diesen Spirit und lasse mich von der Umgebung anregen“, wie er mir erklärt.

Nicht nur das Haus hilft ihm beim Komponieren der Musik, auch Horror-Virtuose John Carpenter beeinflusst Kevin in seiner Arbeit. „Horrorfilme und ihre Musik inspirieren mich, wenn ich am Synthesizer mische“, so der Kanadier. „Mit „…But No One’s Home“ bringt er, wie er sagt, „Menschen in das Haus und fülle es mit Licht und Musik.“

In Kanada sind aufwendig beleuchtete Häuser zur Weihnachtszeit fast schon Tradition, wie mir der Künstler erklärt. „Ich finde es interessant, dass Privatpersonen ihr Haus mit Lichterketten dekorieren als sei es eine Leucht-Werbereklame“, erzählt er mir bei unserem gemeinsamen Gespräch. Und das möchte ich mit einer dramatischen, fast schon gruseligen Musik in Kontrast setzen“, so der Künstler über sein Werk. Beim Aufbau hofft er auf die Hilfe von Freunden „Da ich so ein ähnliches Projekt schon einmal in Kanada gemacht habe, weiß ich, was auf mich zukommt. Und dabei brauche ich definitiv Hilfe.“

Die Künstlerinnen und Künstler, die beim Lichtparcours mitwirken, entwickeln die Werke eigens für diesen Anlass und konzipieren sie standortspezifisch. Dafür haben sie die Orte zunächst besichtigt und sich ein Bild von der Umgebung gemacht. Mit diesen Eindrücken hieß es, der Fantasie freien Lauf zu lassen, Ideen zu bekommen und sich dann – frisch von der Muse geküsst – ans Werk zu machen.

Die Kunstwerke sind Tag und Nacht erfahrbar, was den Lichtparcours besonders spannend macht. So können Kunstbegeisterte die Lichtinstallationen 24 Stunden bewundern und das Wechselspiel der Lichtverhältnisse zu den unterschiedlichen Tages- oder Nachtzeiten erleben. Die Werke sind im Stadtraum und auf dem Gelände des Hafens Braunschweig-Veltenhof zu finden und können mit verschiedenen Führungen zu Fuß, mit dem Fahrrad sowie mit dem Floß oder vom Boot aus bestaunt werden. Für den im Sommer anstehenden Besuch meiner ebenfalls kunstverliebten Freundin aus Berlin werde ich definitiv eine Floßfahrt am Abend buchen. Ich stelle mir das so schön vor, wenn wir in der Dämmerung auf einem Floß fahren, das Wasser der Oker plätschert und die Lichtinstallationen funkeln– eine einzigartige Atmosphäre! Da kann doch niemand widerstehen, oder?

Beitragsbild:  Entwurf „The Lights are On, But No One´s Home von Kevin Schmidt“

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