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Vielfalt zwischen Buchdeckeln

Buchstütze in Form eines halben Elefanten stützt alte Bücher.

Antiquariatsmarkt im Landesmuseum – manch einer denkt da an angestaubte, vergilbte Wälzer für Ewiggestrige. Und lässt sich ein Ereignis entgehen, das den Zugang zu neuen Erfahrungen abseits des Alltäglichen ermöglicht. Beim 5. Braunschweiger Antiquariatsmarkt am 29. Februar von 10:00 bis 17:00 Uhr im Forum und auf der Empore des Vieweg-Hauses halten zwölf Antiquar*innen aus Braunschweig, Hannover, Celle, Bargfeld, Hildesheim und Wernigerode ihre Schätze bereit und freuen sich auf Begegnungen mit Buchliebhabern und solchen, die es werden möchten.

Die Vielfalt der Druckwerke weckt Staunen, Bewunderung und Wissbegier: Da liegt der jahrhundertealte, pergamentgebundene Band aus der Frühzeit des Buchdrucks neben dem nostalgische Gefühle weckenden alten Bilderbuch. Das wissenschaftliche Quellenwerk und ein interessantes Zeitzeugnis aus den 1960er-Jahren sind ebenso zu entdecken wie die historische Ansichtskarte mit Braunschweig-Motiv sowie lesenswerte Literatur abseits des Mainstreams, die im Sortimentsbuchhandel längst nicht mehr erhältlich ist. Rare Papier-Antiquitäten, etwa ein „Telephon-Spiel“ von ca. 1890, und eine einzigartige Sammlung fast zweitausend originaler Fotografien von Aufführungen des Staatstheaters Braunschweig um 1950 sind dabei, aber auch Heft Nr. 1 des ersten Jahrgangs der Eintracht-Stadionzeitschrift von 1976 und ein Werk von 1894 mit farbkräftigen chromolithographischen Abbildungen der wichtigsten deutschen Kernobstsorten. Ein moderner Pressendruck oder Avantgardistisches vom Beginn des 20. Jahrhunderts lassen das Sammlerherz höherschlagen, Graphiken von HAP Grieshaber locken ebenso wie die reizvoll gestalteten Bändchen der Insel-Bücherei.

Ein Blick zurück – und nach vorn

Erstmals veranstaltet wurde der Braunschweiger Antiquariatsmarkt im Rahmen des Literaturfestivals „Braunschweig liest“, das 2016 mit Unterstützung des Fachbereichs Kultur der Stadt Braunschweig von den inhabergeführten Buchhandlungen und Antiquariaten gestaltet worden war. Als großzügiger Kooperationspartner und zentral gelegene Veranstaltungsstätte zugleich ermöglichte das Braunschweigische Landesmuseum eine Fortführung des Antiquariatsmarkts auch nach dem bedauerlichen „Aus“ für das Festival. Wertvolle Unterstützung, beispielsweise bei der Öffentlichkeitsarbeit, wird der Veranstaltung zudem durch das Raabe-Haus:Literaturzentrum und durch den örtlichen Sortimentsbuchhandel zuteil.

Blick auf Tische mit Büchern. Einige Menschen stöbern an den Tischen in Büchern.
Der Braunschweiger Antiquariatsmarkt findet zum fünften Mal im Vieweg-Haus statt. Foto: privat

Erste Voraussetzung für den Erfolg war und ist der Zusammenhalt der Braunschweiger Antiquariate, von denen es noch vergleichsweise viele gibt. Vor allem die acht Ladengeschäfte – fünf davon direkt am Markt beteiligt, verstärkt durch zwei hiesige Versandantiquariate und fünf geschätzte Kollegen aus der Region mit hochwertigem Angebot – sollen so wieder in den Blickpunkt gerückt werden. Ja, es gibt sie noch! Die meisten haben schon mehrere Jahrzehnte überdauert, unter zunehmend schwierigen Bedingungen, und öffnen weiterhin gastlich ihre Türen für alle, die in Bücherwelten eintauchen und sich nicht nur mit digitalem „content“ oder aktuell angesagtem – und oftmals auch rasch wieder verramschtem – Lesestoff begnügen wollen.

Und hier hat die Löwenstadt einiges zu bieten: Vom auch im Kollegenkreis anerkannt schönsten Antiquariat Braunschweigs in Theaternähe, anheimelnd eingerichtet und reichhaltig sortiert, über das international angesehene Auktionshaus bis zu urigen kleineren Lädchen, die ebenfalls – teils zwischen fast deckenhoch getürmten Bücherstapeln – eine unverwechselbare Atmosphäre und besondere Angebotsschwerpunkte aufweisen, reicht die Bandbreite. Treff für Literaturbegeisterte und Philosophierende, Fundgrube voller Ansichtskarten und interessanter Dokumente, Exlibris und erhaltenswerter Druckwerke, Ausgangspunkt für Sammlerleidenschaft, wissenschaftliche Erkenntnissuche und historische Forschung, Bewahrer von Kulturgut und Zeitzeugnissen, Ort für anregende Gespräche: Das alles ist Antiquariat, und am 29. Februar 2020 gelingt wieder ein „Schnell-Einstieg“ in diese Sphäre. Braunschweig gehört zu den wenigen Städten, die eine derartige Veranstaltung bieten und diese auch erhalten wollen. So sind wir zuversichtlich, mit Unterstützung des Landesmuseums ein Ausweichquartier für die kommenden Jahre zu finden, in denen ein großer Umbau des Vieweg-Hauses bevorsteht. Stets aktualisierte Informationen zur Braunschweiger Antiquariatsszene und dem Antiquariatsmarkt finden sich hier: www.braunschweiger-antiquariate.de

Collage aus verschiedenen Eingangstüren zu Antiquariaten.
Collage der Braunschweiger Laden-Antiquariate:
Obere Reihe v.l.n.r.: Buch & Kunst Antiquariat, Antiquariat A. Klittich-Pfankuch, Antiquariat Gruender
Mittlere Reihe v.l.n.r.: Antiquariat Bücherlöwe, Antiquariat Rabenschwarz, Leseratte Buchladen
Untere Reihe v.l.n.r.: Antiquariat Fuhrmann am Burgplatz, Antiquariat Serge

Buntes Programm neben Bücherschätzen

Zurück zum aktuell bevorstehenden Termin am 29. Februar: Nicht nur Literatur, Erstausgaben, signierte und illustrierte Bücher sowie Widmungsexemplare, Reiseberichte, wissenschaftliche Werke, Geistesgeschichtliches, Kinderwelten, Orts- und Landeskunde, Bücher aus Natur und Technik, Kunst und Kultur, Geschichte und Politik werden zum Erwerb angeboten, auch Graphik, Ansichten, Karten und Fotografie. Die Aussteller verstehen sich außerdem als hilfsbereite Dienstleister: Interessierte haben die Möglichkeit, vor Ort fachkundig den Wert ihrer mitgebrachten Bücher und Graphiken schätzen zu lassen und sich Rat zur Büchersuche und beim Aufbau einer Sammlung zu holen oder über Veräußerungsmöglichkeiten eigener Bestände und Nachlässe informiert zu werden.

Der Auftakt der berühmt-berüchtigten 1920er Jahre jährt sich jetzt zum hundertsten Mal. Dazu gibt es eine reizvolle Präsentation von Büchern und Plakaten, und im Vieweg-Salon, der während des gesamten Marktes zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen einlädt, bringt das Duo K&P (Die Kleene und ihr Pianist) zwischen 15:00 und 16:00 Uhr Lieder aus dieser bewegten Epoche zu Gehör. Für den Besuch des Marktes und Salons wird übrigens kein Eintritt erhoben.

Regal mit Büchern und Bücherkisten
Beim Antiquariatsmarkt gibt es vielfältige Schätze zu entdecken: Foto: priat

Das Landesmuseum bietet unterdessen in den Kinder-Bereichen „Die Welt des 16. Jahrhunderts“ und „Saxones zum Anfassen“ im ersten Stock Mitmachaktionen für Familien an (Drucken wie Gutenberg mit beweglichen Lettern, Schreiben mit Tinte und Federkiel, Basteln einer Pop Up-Karte mit Braunschweig-Motiv), so dass auch bei den Jüngsten schon spielerisch die Liebe zum Buch geweckt wird. Der Spielplatz allerdings, den das Museum fantasievoll mit bunten Tobe- und Kletter-Elementen für die Zeit bis zum Umbaubeginn im Forum aufgebaut hat, muss während des Antiquariatsmarkts leider den Ständen weichen, auch der Ausritt auf den künstlichen Pferdchen (Geheimtipp für Familien!) ist erst wieder nach der Veranstaltung möglich …

Zum Mitnehmen liegt das druckfrische, soeben zum siebten Mal aktualisierte Faltblatt aller Braunschweiger Antiquariate mit Adressen, Öffnungszeiten und Standortplan bereit, das den Weg zu diesen ganz besonderen Orten weist – damit die traditionsreiche Braunschweiger Antiquariatsszene auch weiterhin so lebendig und vielgestaltig bleibt wie bisher. Also: Auf geht’s am 29. Februar 2020 ins Landesmuseum und jederzeit in die antiquarischen Ladengeschäfte unserer Stadt!

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