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Bis(s) zur Mittagspause

Mittags, 12:30 Uhr in Braunschweig. Der Magen knurrt in freudiger Erwartung ob des kommenden Snacks zur Mittagsstunde. Doch an diesem Mittwoch muss er sich noch ein bisschen gedulden, denn meine Mittagspause verbringe ich im Städtischen Museum, Haus am Löwenwall und stille zuerst meinen Kulturhunger.

Zu wechselnden Themen findet jeden ersten Mittwoch im Monat die Führung „Mittags im Museum“ statt. Etwa eine halbe Stunde erläutern Kunsthistoriker und Restaurateurinnen des Museums Wissenswertes zu einem bestimmten Exponat des Städtischen Museums. Anschließend bekommt der – gegebenenfalls etwas lauter knurrende – Magen einen leckeren Snack und Getränke. Eine tolle Möglichkeit also, nicht nur seinen Mittags-, sondern auch seinen Wissenshunger zu stillen. In meinem Fall erhalte ich an diesem Tag einen spannenden Einblick in das aufwändig gestaltete Fenster im zweiten Obergeschoss des Städtischen Museums. Der August-Termin widmet sich nämlich ganz den „Botschaften aus Glas“, die das Fenster aus der St. Katharinen Kirche zeigt. Sabine Mollowitz, wissenschaftliche Volontärin des Städtischen Museums, stellt das besondere Buntglasfenster vor und erläutert wissenswerte Details.

Kunstvoll und aufwändig gearbeitet: Das Kirchenfenster aus St. Katharinen. Foto: BSM

Kunstvoll und aufwändig gearbeitet: Das Kirchenfenster aus St. Katharinen. Foto: BSM

So zierte das Fenster ursprünglich die St. Katharinenkirche, wurde aber 1887 dem Städtischen Museum überlassen. Das Fenster selbst stammt aus dem Jahr 1553 und ist dreiteilig aufgebaut. Es zeigt im mittleren Teil die Kreuzigung Jesu und zu den Seiten zum einen die Opferung Isaaks und zum anderen eine Szene, die den Auszug aus Ägypten und eine eherne Schlange darstellt. „Was für eine Schlange?“, denke ich und bin etwas verwirrt. Aber Sabine Mollowitz klärt mich und die vielen anderen Besucherinnen und Besucher der Führung direkt auf. So schickte Gott zur Strafe für die Ungeduld und Undankbarkeit der Israeliten während ihrer 40 Jahre dauernden Wanderung durch die Wüste feurige Schlangen. Wer von diesen gebissen wurde, starb. Die Israeliten bereuten ihre Undankbarkeit und flehten Moses um Hilfe an. Dieser sprach zu Gott, der ihn anwies eine eherne Schlange zu machen. Moses tat wie ihm geheißen und richtete die eherne Schlange an einer Stange aus und jeder, der von einer feurigen Schlange gebissen wurde, brauchte nur zu dem Stab zu blicken und war geheilt.

Nicht nur dieser Teil des großen Buntglasfensters hält viele Wissensschätze bereit, auch bei der Szene, die die Opferung Issaks darstellt, kommt durch den Vortrag von Sabine Mollowitz so manches Geheimnis ans Licht. So wurden ihr zufolge Opferungen eigentlich mit einem Messer vollzogen, doch durch einen Übersetzungsfehler der Geschichte ist bei dieser Darstellung ein Schwert zu sehen. Solche großen Fenster wurden oft genutzt, um das geschriebene Wort in Bildnisse zu übersetzen, waren – wie dieses Beispiel zeigt – aber nicht frei von Übersetzungsfehlern. Die Kunstwerke aus Glas sind aufwändig und zeitintensiv erstellt worden – eine ganze Werkstatt hat an diesem reich verzierten Fenster gearbeitet.

Kaffee und Kuchen stillen den Mittagshunger. Foto: BSM

Kaffee und Kuchen stillen den Mittagshunger. Foto: BSM

Wer auch Lust auf einen kleinen Kultursnack zur Mittagsstunde bekommen hat, kann an jedem ersten Mittwoch des Monats an den Themenführungen teilnehmen. Der nächste Termin ist am 7. September und dreht sich mit „Money, Money, Money – Muschelgeld“ ganz um das liebe Geld. Die Kuratorin für die Ethnographie, Dr. Evelin Haase, erläutert wie Steine, Federn, Matten, Zähne, Muscheln oder Schneckenhäuser eine Geldfunktion übernehmen können und zeigt in der Ethnographischen Abteilung interessante Beispiele.

Informationen

Städtisches Museum, Haus am Löwenwall
Steintorwall 14  | 38100 Braunschweig
Telefon: (05 31) 4 70-45 05
Eintritt: Erwachsene 5,00 €  | Ermäßigung (für Schüler, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderung, Rentner sowie Inhaber des „Braunschweig Passes“): 2,50 €   |
Kinder von 6 – 16 Jahre 2,00 € | Schulklassen und Kinder bis 6 Jahre freier Eintritt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr.

Mittags im Museum: Jeden 1. Mittwoch des Monats, nächster Termin am 7. September 2016 um 12:30 Uhr

Beitragsbild: Städtisches Museum, Haus am Löwenwall. Foto: BSM / Gerald Grote

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