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Gekommen, um zu bleiben

Die Schlosspassage galt lange Zeit als blinder Fleck im Stadtraum. Eingepfercht zwischen Polizeikommissariat und im Schatten der Geschäftshäuser am Damm ging das urbane Leben an dem Verbindungsweg zwischen Bohlweg und Münzstraße weitgehend vorbei. Zum „Schloss“ fehlte das Repräsentative und zur „Passage“ fehlten größtenteils Gewerbe und Publikum.

Das hat sich vor einiger Zeit komplett geändert. Die Schlosspassage wurde aufpoliert, die Fassaden wurden renoviert – aber die kleine Flaniermeile hat auch an inneren Werten gewonnen. Ein großer Gewinn ist die „galerie auf zeit – räume für kunst“, die seit 1 ½ Jahren Kunst, Literatur und Musik in die Schlosspassage bringt.

Hans Gerd Hahn, Alfred Olbrisch - Foto Georges D. Joseph

Hans Gerd Hahn und Alfred Olbrisch im Gespräch. Foto: Georges D. Joseph

Die „galerie auf zeit“ ist ein Projekt, das „nomadisierend Leerstände in Galerieräume verwandelt“. Damit hat Galerist Hans Gerd Hahn übrigens schon vor dreizehn Jahren angefangen – lange bevor der Begriff „Zwischennutzung“ bei uns populär wurde. Seit 2001 lässt sich die kreative Leuchtspur der „galerie auf zeit“ durch das Braunschweiger Stadtgebiet verfolgen.

Zurzeit hat Kunstnomade Hahn sein Galeriezelt in der Schlosspassage 6 aufgeschlagen. Unterstützt wird Hans Gerd Hahn von Alfred Olbrisch, selbst bildender Künstler und Absolvent der HBK Braunschweig. „Die Galerie ist das persönliche Engagement von Hans Gerd Hahn. Ich unterstütze ihn bei seiner Arbeit, schlage z.B. auch Künstler vor, aber die Entscheidung liegt bei ihm“, erläutert Olbrisch seine Rolle in der galerie auf zeit. Trotzdem weiß Olbrisch natürlich bestens über Geschichte und Hintergründe der Galerie Bescheid: „Ein Grund, warum es diese Galerie gibt, ist es, Absolventen der Hochschule für Bildende Künste die Möglichkeit zu geben, erste Erfahrungen mit Ausstellungen zu sammeln.“ Allerdings würden nicht nur HBK-Künstler ausgestellt und der Fokus sei nicht auf die Region beschränkt, stellt Olbrisch klar. Außerdem biete das Programm der Galerie neben Ausstellungen auch Lesungen und musikalische Veranstaltungen.

„Die Galerie ist ein Treffpunkt für Leute, die an Kultur allgemein interessiert sind“, fasst Olbrisch den Leitgedanken von Galeriegründer Hans Gerd Hahn zusammen, den jetzigen Standort bezeichnet Olbrisch als „Sahnestück“. Ein Sahnestück, das ganz ohne öffentliche Förderung auskommt, nur von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit getragen wird. Dennoch überzeugt die Galerie seit Jahren mit konstanter Qualität. „Wir geben darauf Acht, dass sich die Künstler schon längere Zeit mit Kunst und dem kreativen Prozess auseinandergesetzt haben“, erklärt Olbrisch. Sein Geheimrezept gegen Einheitsbrei und Geschmacksverirrungen: „Ich stelle den Künstlern zwei Fragen: Mich interessiert als erstes, warum sie gerade hier ausstellen möchten. Außerdem möchte ich von ihnen wissen, welche ihrer Arbeiten gut und welche weniger gut sind. Darüber sollte sich ein ernsthafter Künstler im Klaren sein“.

grundsätzliches (2)

Ausstellungsflyer von Christian Lohre

Einer dieser ernst zu nehmenden Künstler ist Christian Lohre. Das künstlerische Interesse des Meisterschülers, der sich an der HBK auf Bildhauerei und Klangkunst spezialisiert hat, gilt „Dingen, die sich audiovisuell in den Raum einschreiben.“ Die Bezeichnung „Klangkunst“ für seine Installationen sieht er allerdings kritisch: „Ich verstehe mich eher als Bildender Künstler. Der Sound ist nicht unerheblich, aber er steht auch nicht immer im Zentrum – es fügt sich einfach zusammen.“ In der „galerie auf zeit“ ist Lohre auf der Suche nach der „Purheit des Moments“ – ab Freitag präsentiert er uns mit der Ausstellung „grundsätzliches“ seine Ergebnisse, um 20:00 Uhr ist Ausstellungseröffnung.

Informationen

galerie auf zeit – räume für kunst
Schlosspassage 6, 38100 Brausnchweig

25. Oktober bis 22. November
Mi. – Fr. 15:00 – 18:00 Uhr
Sa. 13:00 – 15:00 Uhr

(Text: Jan Engelken; Artikelfoto: Peter Nikolaus Heikenwälder)

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