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Kunst auf 29m²

Der Raum war da: 29m² im Handelsweg 5-7, eine große Fensterfront. Mit dem Raum stellte sich auch die Frage „Was damit machen?“. Der Raum war übriggeblieben von einem Projekt, das einer der „einRäumer“, Stefan Zeuke, umgesetzt hatte. Für seine jetzige Arbeit konnte er den Raum nicht verwenden, abgeben stand aber nicht zur Debatte. Zusammen mit seinen Freunden überlegte er, wie der Raum sinnvoll genutzt werden könnte.  Von Anfang an war klar, dass sie in dem Raum ein gemeinsames Projekt umsetzen wollten. Kein leichtes Unterfangen, sechs Meinungen und unzählige Ideen unter einen Hut zu bekommen. Aber schnell kristallisierte sich ein gemeinsames Interesse heraus – Kunst und Kultur – und die Idee eines Ausstellungsraumes war geboren.

Das Team: Peter Hipper, Stefan Pabst, Stefan Zeuke, Stefan Forster, Nadine Reichardt, Andrea Zernitz. Foto: BSM

Das Team: Peter Hipper, Stefan Pabst, Stefan Zeuke, Stefan Forster, Nadine Reichardt, Andrea Zernitz. Foto: BSM

Das war vor fünf Jahren, im Oktober 2010 eröffnete der einRaum5-7 mit der Ausstellung Kein Plan. Heute sitze ich zwischen den sechs „einRäumern“, wie sie sich nennen, Stefan Forster, Peter Hipper, Stefan Pabst, Nadine Reichardt, Andrea Zernitz und Stefan Zeuke und lasse mir das Konzept des Ausstellungsraumes erklären. Um uns herum die 37. Ausstellung TURBA von Marlene Bart, Jan Gerngroß und Jean Sikiaridis. Während wir uns unterhalten, kommen zwei Frauen hinein, schauen sich die Kunstwerke an und lassen sich von Jean Sikiaridis die Kunstwerke erklären. Im Groben ist das Konzept genau damit erklärt.

Der einRaum5-7 soll ein Raum sein, in dem ein Austausch zwischen Kunst und Betrachter, im besten Fall zwischen Künstler und Betrachter stattfindet. Er soll Künstlern und Kulturschaffenden die Möglichkeit geben, ihre Kunst auszustellen. Dabei ist es nicht wichtig, dass die Aussteller etablierte Künstler sind: „Wir wollten einen Raum schaffen, der Kunst sichtbar macht“, erklärt Nadine Reichardt. „Ob die Kunst von Berufskünstlern stammt, von Kunstschülern oder Hobbykünstlern, ist erst einmal egal. Sie muss uns einfach gefallen.“ Die sechs Freunde betreiben den einRaum5-7 in ihrer Freizeit, finanzieren das Projekt selbst und über Spenden und manchmal auch über Fördergelder. „Die Künstler müssen bereit sein, hier als Aufsichten im Einsatz zu sein – sonst können wir keine regelmäßigen Öffnungszeiten garantieren. Aber das macht den Reiz des Ausstellungsraumes ja auch aus: Dass die Künstler vor Ort sind und auf die Besucher reagieren können“, erklärt Andrea Zernitz.

Die sechs „einRäumer“ arbeiten in Branchen fernab der Kunst und Kunstvermittlung. „Wir haben uns reingefuchst“, erzählt Stefan Pabst. „Wir hatten zu Anfang keine Kontakte zu Galerien oder zu den Museen. Das kam alles mit der Zeit. Da gab es zum Beispiel Kooperationen mit dem Museum für Photographie oder wir bieten im Rahmen von kunst hier und jetzt, die Tage des offenen Ateliers, einem Künstler den Raum als Atelier an. Demnächst arbeiten wir mit Sound on Screen zusammen.“

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Mit der alten Schreibmaschine kann man sich in den Newsletter eintragen. Foto: BSM

Der einRaum5-7 hat sich in den letzten fünf Jahren in der Braunschweiger Kulturszene einen Namen gemacht. Vor allem regionale Künstler zeigen hier ihre Arbeiten, aber auch internationale Künstler waren schon zu Gast, wie zum Beispiel Myriam Santos aus Paris und José Seoane aus Kuba zusammen mit Sigi Torinus aus den USA.

Eine bestimmte Kunstgattung bevorzugen die sechs Freunde nicht, im Gegenteil: Der einRaum soll die Vielfalt der der künstlerischen Disziplinen zeigen:. Fotografie, Malerei, Videokunst, Skulpturen, Performance, Zeichnung, Radierung, Graffiti, Streetart, Illustration, Collage und Installation  – alle Kunstrichtungen wurden schon in dem 29m² großen Raum ausgestellt. Überhaupt der Raum, fast rechteckig, mit drei Wänden und einer großen Fensterfront – er bietet trotz seiner recht geringen Größe als Ausstellungsraum unzählige Möglichkeiten. Bei einer Petersburger Hängung passen rund 150 Bilder in den Raum. Wer als Künstler also noch nicht so viele Werke vorzuweisen hat, kann auch mit wenigen Bildern den Raum bespielen. Die 29m² bieten viel Platz für Installationen und Performances und sind auch als Ort für Akustikkonzerte oder Netzwerkveranstaltungen geeignet.

Turba_Karte

Die aktuelle Ausstellung TURBA läuft noch bis zum 6. März. Foto: BSM

Der Kontakt zu den Künstlern entsteht ganz unterschiedlich. Marlene Bart, Jan Gerngroß und Jean Sikiardidis zum Beispiel haben einfach mal nachgefragt, ob sie im einRaum ausstellen dürfen. Das Konzept der befreundeten HBK-Studenten gefiel und so ist noch bis zum 6. März die Ausstellung TURBA im einRaum zu Gast.

Die drei Künstler setzen ganz unterschiedlichen Materialien und Stile ein: Marlene Bart arbeitet zweidimensional, fotografiert, zeichnet, malt. Jan Gerngroß erstellt Videoinstallationen und Jean Sikiardidis baut Skulpturen. Für diese Ausstellung haben die Künstler sich gegenseitig aufeinander bezogen, haben auf die Arbeitsweisen der anderen reagiert und somit eine Verbindung zwischen den drei doch unterschiedlichen Werken geschaffen. Marlene Bart zum Beispiel hat die Werke ihrer beiden Mitstreiter fotografiert, sie stilisiert, collagiert und dann mit verschiedenen Materialien auf einen Bogen Papier gebracht – so dass ein Kunstwerk entstanden ist,  in dem in einer ganz anderen Ausformung die Werke von Gerngroß und Sikiardidis wiederzufinden sind. Ein Bericht zur Ausstellung finden Sie auf unser38.

Videoinstallation von Jan Gerngroß. Foto: BSM

Videoinstallation von Jan Gerngroß. Foto: BSM

Informationen

TURBA
bis 6. März 2015
Mi. bis Sa.: 17 bis 20 Uhr

einRaum5-7
Handelsweg 5-7
38100 Braunschweig

(Artikelbild: Bilder von Marlene Bart, Foto: BSM)

 

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