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Vom Glück auf vier Rollen

Das Braunschweiger Skaterherz schlägt in der Böcklerstraße 30. In der Why’O‘Land-Halle treffen sich täglich Skateboarder und BMX-Fahrer, um auf über 1800 Quadratmetern an ihren Tricks zu feilen und sich auszutauschen. Einer, der das Herz der Szene am Schlagen hält, ist Marc Hausen, erster Vorsitzender des SC Walhalla e. V., den lokalen Skate- und Bikeverein, den man beim trendsporterlebnis vor Ort kennenlernen kann. Ich treffe ihn zum Interview, um zu erfahren, was es heißt, ein Skater in Braunschweig zu sein.

Lieber Marc, Skaten in Braunschweig unter freiem Himmel, ist das möglich?

Marc Hausen: Ja klar! Was dir im Stadtbild vielleicht nicht auffällt, ist für uns ein Geschenk. Skater nehmen ihre Umgebung nämlich anders wahr. Wir sehen nicht den Eingang von einem Haus, sondern Elemente, an denen man einen Trick machen kann, wie zum Beispiel eine Treppe oder eine Ledge (ein Hindernis mit einer ebenmäßigen Kante, an der entlang gerutscht werden kann, Anm. d. Red.). Am 21. Juni beispielsweise war der International Go Skateboarding Day, an dem wir mehrere Spots – also Stellen, an denen man skateboarden und Tricks machen kann – in der Stadt abgefahren sind, unter anderem auch auf dem Schlossplatz. Nach und nach bildete sich eine Menschentraube. Als dann die Security der Schloss-Arkaden rauskam, haben sie echt cool reagiert. Sie sahen, dass die Leute uns sehen wollten und wir haben uns gemeinsam auf eine Viertelstunde geeinigt, in der wir unsere Tricks zeigen durften. Danach sind wir dann natürlich auch wieder weiter gefahren. An solche Absprachen halten wir uns. Wir sind keine Rabauken, wir sind nur ein paar Jungs, die ihren Sport ausüben wollen.

Und da gibt es ja auch noch die Skatehalle von Walhalla in der Nähe vom Hauptbahnhof. Inwiefern bist Du als erster Vorsitzender dort in die Abläufe integriert?

Marc: Mittlerweile haben wir zwei feste Stellen besetzt. Zum einen gibt es da den Hallenwart, der sich um den täglichen Ablauf vor Ort kümmert, zum anderen haben wir einen Geschäftsführer, der für die Organisation zuständig ist. Ich bin eher der Repräsentant des Vereins und vertrete unsere Interessen gegenüber anderen Institutionen, der Stadt und so weiter. Ich bin aber auch oft selbst in der Halle und halte Kontakt zur Szene. Außerdem organisiere ich Skateboard-Meisterschaften und Videopremieren von neuen Skatevideos.

Foto: SC Walhalla e.V.

Foto: SC Walhalla e.V.

Wie funktioniert das Zusammenleben in der Halle mit den unterschiedlichen Sportarten und Altersgruppen?

Marc: Vom Alter her haben wir da keine Probleme. Das Tolle ist, dass es sich sowohl beim BMX-Fahren als auch beim Skaten um altersübergreifende Sportarten handelt. Da hängt auch mal ein 13-Jähriger mit einem 40-Jährigen ab und die beiden fahren zusammen eine Session. Die Jüngeren lernen von den Älteren und manchmal auch die Älteren von den Jüngeren. Grundsätzlich haben wir eine super Co-Existenz von BMX und Skateboard, obwohl beide Sportgeräte ein unterschiedliches Fahrverhalten haben. Das klappt wirklich sehr gut, in anderen Städten sind sich beide Gruppen spinnefeind. Damit man trotzdem mal unter sich sein kann, bieten wir jeden Dienstag einen Nur-BMX-Tag und jeden Mittwoch einen Nur-Skateboard-Tag an, die beide gut genutzt werden.

Letztens habt ihr mal einen Nur-Mädchen-Tag angeboten, wie wurde das angenommen?

Marc: Knapp zehn Mädels haben die Möglichkeit genutzt, die Halle mal für sich zu haben. Die Aktion ist zusammen mit dem Druff-Magazin entstanden, für das ich auch einen Beitrag über das Thema geschrieben habe. In Braunschweig haben wir eine relativ kleine weibliche Szene – noch. Wir wollen das zukünftig auch weiter pushen und ich bin mir sicher, dass sich das noch weiter entwickeln wird.

Ich habe auf eurer Internetseite gesehen, dass man auch passives Mitglied bei euch werden kann. Was verbirgt sich dahinter?

Marc: Grob geschätzt sind etwa ein Zehntel unserer Gesamtmitglieder passive Mitglieder. Meist sind es Freunde, Eltern oder Großeltern von aktiven Mitgliedern, die die Halle am Leben erhalten wollen. Es ist eine gute und wichtige Möglichkeit, etwas für die Jugend in der Stadt zu tun, ab fünf Euro im Monat kann man schon dabei sein. Wir freuen uns über jede Spende, ob einmalig oder regelmäßig durch eine passive Mitgliedschaft. Es hilft uns ungemein, den ganzen finanziellen Apparat zu wuppen.

Foto: SC Walhalla e. V.

Foto: SC Walhalla e. V.

Wenn Du Dir mal die Szene allgemein anschaust, wie sind da die Entwicklungen?

Marc: Momentan liegt BMX mehr im Trend, generell gibt es immer Wellenbewegungen, die sich um ein relativ konstantes Level bewegen. Was gerade absolut im Trend liegt, sind Longboards. Die haben den Vorteil, dass sich das Fahren einfacher erlernen lässt und sich somit schneller Erfolgserlebnisse einstellen als beim Skateboard.

Letzte Frage zum Schluss: Was war Dein bewegendster Moment in der Geschichte des SC Walhalla?

Marc: Das war zu unserem zwanzigjährigen Jubiläum vergangenes Jahr. Wir hatten die deutsche Skateboardelite eingeladen und das Trickfeuerwerk, das ich da gesehen habe, hat mir Tränen in die Augen getrieben.

Vielen Dank für das Interview und macht weiter so!

Wer nun in Gedanken schon auf dem Brett steht, kann in der Why’O’Land Skate- und Bikehalle vorbeischauen. Wer kein eigenes Equipment besitzt: BMX-Räder, Skateboards, Helme und Schutzausrüstung können vor Ort geliehen werden. Am 1. und 2. November steht darüber hinaus der nächste Zirkus Walhalla – Skateboardcontest an, wo dem Zuschauer einiges geboten wird.

Auf dem trendsporterlebnis 2014 am 27. und 28. September kann man den SC Walhalla in der Braunschweiger Innenstadt in Aktion erleben und persönlich kennenlernen.

(Artikelbild: BSM / Daniel Möller, fotolia.com)

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