Suchbegriff eingeben:

Nachhaltiges Vergnügen

„Ein Tischkicker aus Pappe? So was geht doch gar nicht!“. Diese und ähnliche Bemerkungen haben Moritz Tetzlaff und sein Team zuhauf während der Anfangsphase von Kickpack gehört. „Papperlapapp“, dachten sich die Gründer des Start-Ups aus Braunschweig und setzten ihre verrückte Idee durch.

Die Jungs und Mädels von Kickpack haben ihre Produkte so perfektioniert, dass ich sehr komfortabel auf einem Papphocker Platz nehmen kann. Die Geschäftsidee? Simpel aber innovativ.

Foto: Kickpack

Das Team von Kickpack. Foto: Kickpack

Doch der Reihe nach. Mir gegenüber sitzt Moritz Tetzlaff, der mir netterweise sofort das „Du“ angeboten hat. Frisch in die neuen Räumlichkeiten eingezogen, arbeitet der gelernte Kommunikationsdesigner mit seinen vier Kolleginnen und Kollegen in einem Büro im Westlichen Ringgebiet. Mit viel Motivation entwickelt das Team hier ausschließlich Produkte aus Karton und Pappe. Das ist nicht nur kostengünstig, sondern auch nachhaltig, denn die Materialien sind recycelbar: „Pappe ist ein vielseitiges Material und viel zu schade, um nur für Verpackungen verwendet zu werden“, erklärt mir Moritz Tetzlaff.

„Die besten Ideen kommen unerwartet“

Beim Grillen im Park kam dem Team von Kickpack die Idee: Ein tragbarer und leicht aufbaubarer Kicker. Foto: Kickpack

Beim Grillen im Park kam dem Team von Kickpack die Idee: Ein tragbarer und leicht aufbaubarer Kicker. Foto: Kickpack

Das Steckenpferd von Kickpack ist, wie der Firmenname schon vermuten lässt, ein Tischkicker. Die Idee dazu kam Moritz Tetzlaff und zwei Freunden, an einem Sommertag im Jahr 2013. Sie verbrachten den Tag grillend im Park, als einer der Jungs plötzlich fragte: „Wäre es nicht cool, wenn wir einen tragbaren Kicker hätten?“. Von der Spielelust getrieben, kauften sie sich kurzum einen Kicker, wie man ihn kennt: Mit viel Kunststoff und Metall. Mit den schweren Einzelteilen unter dem Arm machten sie sich im Freien sofort an den Aufbau. Es brauchte jedoch viel Zeit, bis das gute Stück fertig auf dem Rasen stand. Schnelles Kickervergnügen sieht anders aus. Deshalb überlegten sich die Freunde eine leichtere und schneller aufzubauende Alternative. Welches Material könnte sich dafür besser eignen als Pappe?

Steine auf dem Weg zum Papp-Geschäft

Die Idee stand also. „So einfach, wie es klingt, war der Weg bis zu unserer heutigen Firma jedoch nicht“, erzählt mir Moritz Tetzlaff. Die erste Hürde war es, einen Hersteller für einen Prototyp zu finden. In Deutschland ist Kickpack nicht fündig geworden, dafür rund 10.000 Kilometer weiter östlich, in Taiwan. „Die asiatischen Länder haben in diesem Bereich eine Vorreiterfunktion. Dort gibt es eine wahre Papierkultur. Ich habe mal eine Messe in Malaysia besucht, auf der ganze Stände ausschließlich aus Pappe und Karton gefertigt waren. Das hat mich in meiner Arbeit inspiriert“, so Moritz Tetzlaff. Die Firma in Taiwan war nach einem Skype-Gespräch mit Kickpack sehr von der Idee angetan und lieferten ihnen den heiß erwarteten Prototypen des ersten Pappkickers. Doch auch nach diesem erfolgreichen Meilenstein stand das Team vor einer weiteren Herausforderung: Den Markt in Deutschland und Europa von ihrer Idee zu überzeugen. Dies war harte Arbeit, zumal alle anfangs noch einem Vollzeitjob nachgingen und nur am Wochenende für Geschäftstreffen Zeit hatten. Schließlich reichte diese Zeit nicht mehr aus und das Team widmete sich voll und ganz ihrem kleinen Unternehmen.

KartoniOriginal_malen_2

Das Team von Kickpack setzt ihre innovative Idee erfolgreich um. Foto: Kickpack

 

Mittlerweile sind fünf Leute im Büro für das Marketing, die Produktentwicklung und das Partnerhandling zuständig. Im Bereich Produktion arbeitet Robert Chall, Head of Production, zusammen mit Werkstudenten an der Fertigstellung der Pappprodukte und ihr Einsatz wird belohnt: Firmen wie Coca Cola, VW oder Lufthansa klopften bereits an, um sich einen individuellen Kicker mit Firmenlogo anfertigen zu lassen. „Frisch eingetroffen ist gerade ein Auftrag von o2“, erzählt mir Moritz Tetzlaff stolz. Um in Zukunft noch innovativere Produkte zu kreieren, steht das Start-Up in der Forschung auch mit Universitäten in Kiel und Würzburg in engem Austausch.

Im weiteren Gespräch erfahre ich noch, dass Frankreich, Italien und die Beneluxstaaten heute 70 Prozent des Umsatzes von Kickpack ausmachen. In Deutschland muss die Akzeptanz hingegen noch wachsen: „Hierzulande stießen wir auf viele Fragen. Allen voran: ‚Was machen wir, wenn es regnet?‘“. Nach und nach erobert Kickpack aber auch den skeptischen deutschen Markt, was unter anderem an der steigenden medialen Präsenz liegt. Zuletzt war das Team bei Abenteuer Leben / Kabel 1 zu sehen.

Gestatten: Kartoni, der Pappkicker

Der Pappkicker ist aus recyclebarem Material gefertigt. Foto: Kickpack

Der Pappkicker ist aus recyclebarem Material gefertigt. Foto: Kickpack

Ihre Kicker verkauft Kickpack vor allem im B2B-Geschäft, doch auch ich kann bequem im Online-Shop meinen ganz eigenen Kicker gestalten und anfertigen lassen. Der Kicker trägt den Namen Kartoni und hat die Originalmaße eines Kneipenkickers. Er wird, wie es sich für Kickpack gehört, in einem Kartonkoffer geliefert. Ausgepackt besteht er komplett aus Pappe und Karton, nur der Ball und die Spielstangen sind aus Holz. Was mir am besten gefällt: Der Aufbau ist kinderleicht. Da ich nicht zu den handwerklich Begabtesten gehöre und mich Gebrauchsanweisungen oft mit großen Fragezeichen im Gesicht zurücklassen, freut es mich, dass ich beim Aufbau von Kartoni kein zusätzliches Werkzeug benötige. Das Zusammenstecken funktioniert ganz ohne Kleben und Schrauben.

Ein weiteres besonderes Feature: Es entstehen bei nervenaufreibenden Matches durch die Pappe kaum Spielgeräusche, was besonders die Nachbarn freuen dürfte. Außerdem gibt es einen integrierten Lautsprecher fürs iPhone und einen Getränkehalter. Beim Getränkekonsum ist allerdings Vorsicht geboten, denn im Gegensatz zu herkömmlichen Kickern weicht Kartoni beim Verschütten von Flüssigkeiten leichter auf. „Unser Kicker hat schon mehrere Feiern unbeschadet überstanden. Wenn man aber nicht sorgsam mit ihm umgeht, leidet Kartoni darunter“, so Moritz Tetzlaff. Neben dem Pappkicker und dem Hocker stellt Kickpack auch Tischtennisplatten und Spielzeuge aus Pappe her.

Zu Besuch in den heiligen Produktionshallen

Zum Schluss darf ich noch einen Blick hinter die Kulissen der Produktion von Kickpack werfen: Hier werden 30-40 Kicker pro Stunde hergestellt. Von der Produktidee bis hin zur Fertigstellung macht dasTeam alles selbst– allein die Pappherstellung ist an regionale Produzenten ausgelagert.

Kickpack in 50 Sekunden

Fotos: Kickpack. Text und Video: BSM

Informationen

Kickpack GmbH
Rebenring 33, 38106 Braunschweig
Hamburger Straße 267, 38114 Braunschweig
http://www.kickpack.de. Onlineshop unter: https://www.kickpack-shop.de.

Titelbild: Nachhaltiges Spielvergnügen mit Kartoni, dem Pappkicker. Foto: Kickpack

Keine Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *. Bitte beachten Sie unsere Netiquette und unsere Datenschutzerklärung.