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Der zwölfte Mann bei Eintracht

Stadionbesuch Eintracht

Fußball gehört zu meinem Leben, seit ich denken kann – ganz egal, ob ich mit anderen Fans im Stadion bei jeder geglückten Ballaktion meiner Mannschaft jubele oder ob ich die Spieler vor dem Fernseher laut anfeuere, bis mir wieder bewusst wird, dass sie mich ja gar nicht hören können. Kein Wunder, dass ich mich gefreut habe, mit Braunschweig in eine Stadt zu ziehen, in der der Fußball fest verankert ist und deren Traditionsverein Eintracht Braunschweig zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga gehört.

Dieser Tage ist die Eintracht ganz besonders präsent in der Löwenstadt und das nicht nur weil sich der Gewinn der Meisterschale zum 50. Mal jährt: Nachdem sie in dieser Saison in der zweiten Bundesliga um den Aufstieg gekämpft haben, geht es nun als Tabellendritter in die Relegation – gegen den Fußballnachbarn VfL Wolfsburg. Da ist es klar, dass Eintracht mir überall begegnet: in den Medien, im Freundeskreis und in Gesprächsfetzen am Nachbartisch im Café. Die Löwenstadt fiebert mit, denn „wir sind Eintracht“! Elf Männer stehen auf dem Platz, aber Eintracht ist viel mehr: Der zwölfte Mann steht auf der Tribüne, in den Biergärten, vor den Fernsehern. Am Spieltag ist die Löwenstadt blau-gelb.

Aber die Fans sind nicht nur an Spieltagen aktiv. Viele sind Mitglieder in Fanclubs, planen Choreos, organisieren Fahrten zu Auswärtsspielen oder engagieren sich ehrenamtlich. Unterstützung bekommen sie vom FanRat Braunschweig e. V., dem Sprachrohr für die Eintracht-Fanszene. „Wir sind die Verbindung zwischen dem Verein Eintracht Braunschweig und den Fans“, erklärt mir Giovanna Pellino, Vorstandsmitglied beim FanRat. Als gebürtige Braunschweigerin ist sie mit der Eintracht aufgewachsen und durch ihren Vater zum Fußball gekommen. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich Eintracht-Fan geworden bin – ich war es immer“, erzählt Pellino. „Wenn ich am Spieltag im Stadion stehe, erlebe ich meine Kindheit und meine Jugend. Es ist so viel mehr als ein Spiel: Das blau-gelbe Gen ist überall in der Löwenstadt.“

Das Stadion ist nicht nur für die Mannschaft ein zweiten Zuhause, sondern auch für die Fans.

Das Stadion ist nicht nur für die Mannschaft ein zweites Zuhause, sondern auch für die Fans. Foto: BSM

Keine Frage also, dass sie die Einladung angenommen hat, sich im FanRat zu engagieren. Dieser hat sich 2014 gegründet und zählt mittlerweile fast 1.000 Einzel- und Fördermitglieder. „Wir sind eine bunte Mischung im FanRat: Ältere, Junge und Mitglieder verschiedenster Fanclubs“, berichtet Pellino. Natürlich kennt der FanRat die verschiedenen Bedürfnisse der Fanszene, die er gegenüber dem Verein und anderen Beteiligten kommuniziert. Das funktioniert natürlich auch andersherum und sorgt so für eine gute Verständigung, die Vorteile für alle Seiten bringt. Darüber hinaus werden viele soziale Projekte unterstützt und die Fans haben unter anderem die Möglichkeit, über ihre Mitgliedschaft im FanRat an Karten für die besonders nachgefragten Spiele zu kommen.

Dass eine aktive Fanszene für die Fankultur wichtig ist, ist schon lange unumstritten. Die Fans treiben die Mannschaft an, stehen hinter ihr und fiebern mit, oftmals zwischen Jubel und Tränen. So muss es auch sein: „Es ist einfach, eine Mannschaft anzufeuern, wenn es gerade gut läuft“, sagt Pellino. „Wichtig ist es, eine Mannschaft anzufeuern, die es gerade braucht.“ So entstehen kleine Wunder, wenn die Mannschaft Spiele gewinnt, die schon so gut wie verloren waren, oder atmosphärische Gänsehaut-Momente: „Einen ganz wunderbaren Moment gab es für mich zum Beispiel 2014, als Braunschweig in der ersten Bundesliga 0:4 zuhause gegen Stuttgart verloren hat“, erinnert sich Pellino. „Einer nach dem anderen ist aufgestanden und wir haben ‚You’ll never walk alone‘ gesungen.“

Gänsehaut gab es auch in dieser Saison: Die Tabellenspitze war hart umkämpft, die Eintracht immer oben mit dabei und schließt letztendlich als bester Tabellendritter seit Einführung der Drei-Punkte-Regel ab. Pellino ist zufrieden. Sie hat viel Genugtuung empfunden während dieser Saison, hat gesehen, wie ihre Mannschaft gekämpft hat und erlebt, dass der Wille manchmal mehr zählt als die finanziellen Mittel eines Vereins.

Die Zufriedenheit mit der Mannschaft nimmt sie mit in die Relegation – mit dem festen Glauben an ‚ihre Jungs’, an den Aufstieg und an die Macht der Fans: Alle für Braunschweig!

Beitragsbild: BSM

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