Bei meiner Ankunft im Eintracht-Stadion erwarten mich ausnahmsweise nicht die Farben Blau und Gelb, sondern Schwarz und Rot. Denn heute steht nicht der Fußball im Vordergrund, es ist Zeit für Football. Zeit für die New Yorker Lions. Zeit für den Kampf um die europäische Krone, den Eurobowl.
Die Cheerleader heizen die Stimmung bei den Fans an. Foto: BSM
Als Football-Neuling besuchte ich im vergangenen Herbst bereits ein Spiel der New Yorker Lions. Damals war es das Halbfinale um den German Bowl. Heute, bei meinem zweiten Spielbesuch, ist das Ziel eine Nummer größer. Die Lions treffen auf die Schwäbisch Hall Unicorns und wollen den Eurobowl gewinnen, quasi die Champions League des Footballs.
Der Gegner ist ein alter Bekannter, wie ich schnell erfahre. Vor mir in der Einlassschlange spricht ein Fan der Unicorns einen Lions-Fan an: „Wenn ihr schon gewinnen müsst, dann aber bitte nicht so hoch wie beim letzten Mal.“ Im Kampf um die German Bowl-Krone schlugen die Lions die Einhörner im Oktober 2014 nämlich mit 47:9. Nein, so hoch muss es dieses Mal nicht sein, denke ich, sonst fehlt ja die Spannung. Das sieht auch der Lions-Fan so. Die Stimmung auf beiden Seiten ist entspannt, alle freuen sich auf ein tolles Spiel.
Die Maskottchen präsentieren die Trophäe. Foto: BSM
Angekommen auf meinem Platz, dauert es nicht lange, bis der Stadionsprecher die Ankunft des Pokals ankündigt. In einem alten dunkelroten Ford Mustang fahren die beiden Team-Maskottchen mit der großen goldenen Trophäe ins Stadion ein. Anschließend laufen die Teams ein, begleitet von Rauchschwaden, Cheerleadern, die ihre Pompons schwingen, und großem Jubel der Fans. Ich fühle mich ein wenig wie in einem amerikanischen Highschool-Film.
Und dann geht es auch schon los. Go, Lions! Die Löwen gehen nach einem Fieldgoal und einem Touchdown schnell mit 10:0 in Führung. Die Stimmung wird ausgelassen. Während der Spielunterbrechungen dröhnt laute Musik aus den Boxen, was die gute Laune der Fans fördert, viele singen und klatschen mit. Die Cheerleader unterhalten die Fans mit ihren Tänzen und Hebefiguren.
Meinen Lieblingsspieler habe ich bereits auserkoren: den Löwen mit der Rückennummer 11 – Casey Therriault, seines Zeichens Quarterback. Das klingt schon wieder nach Highschool-Film und Klischee. Aber ich teile nicht allein die Einschätzung: Später wird Therriault zum Most Valuable Player ernannt, dem wertvollsten Spieler des Spiels.
Kurz vor Ende des ersten Viertels zeigen die Unicorns, dass sie nicht ohne Grund im Finale um die europäische Krone stehen: Mit einem Pass über 71 Yards, das sind ca. 65 Meter, gelingt ihnen ein Touchdown. Neuer Spielstand 10:7 – nun wird es also doch spannend.
Quarterback Casey Therriault (ganz links) behält die Übersicht. Foto: BSM
Die Lions schlagen aber schnell zurück und gehen nach zwei Touchdowns mit 24:7 in Führung. Der Sieg scheint in greifbare Nähe zu rücken. „New Yorker LIONS!“, schallt es durch das Stadion. Daran kann auch der letzte Touchdown der Unicorns nichts mehr ändern. Das Spiel geht mit 24:14 zu Ende. Damit können sich die Löwen ab sofort Eurobowl-Gewinner 2015 nennen, nach 1999 und 2003 zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte. Die mehr als 5.000 Fans feiern die nun offiziell beste Vereinsmannschaft Europas lautstark. Groß und Klein, Alt und Jung jubeln gemeinsam – ausgelassen und friedlich.
Mein zweites Footballspiel war also ein voller Erfolg, sowohl für die Lions als auch für mich. Ich hatte einen tollen Abend im Eintracht-Stadion und werde bestimmt bald wiederkommen.
Das nächste Heimspiel der Lions findet am 25. Juli statt. In der German Football League Nord sind dann die Hamburg Huskies der Gegner. Alle Spieltermine finden Sie hier.
(Artikelbild: Großer Jubel nach dem Spiel: Die Lions sind die beste Football-Vereinsmannschaft Europas 2015. Foto: Karsten Reißner, New Yorker Lions)
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